Auf geht’s! Zusammen mit den Ultragruppen Corrillo und Synthesia sowie mit der Supporters Crew hatten wir den ersten komplett selbstverwalteten Sonderzug in der Geschichte der aktiven Freiburger Fanszene auf die Beine gestellt! Insgesamt 700 Anhänger unseres heiß geliebten SCs würden in kultigen Waggons mit gemütlichen Sechserabteilen, ergänzt durch zwei Partywagen, die lange Fahrt bis Berlin bestreiten. Mit etwas Verspätung, aber dafür mit guter Laune konnte die Party- bzw. für manche auch die Pennerfahrt starten. Ohne erwähnenswerte Zwischenfälle erreichte man Charlottenburg. Von dort ging es per S-Bahn quer durch die Hauptstadt bis zum Bahnhof Spindlersfeld. Per Fußmarsch bewältigte die Freiburger Reisekarawane mit einigen kurzen Gesangseinlagen die letzte Etappe zum Zielort. Das Stadion An der Alten Försterei kann man definitiv zu den besten der Liga zählen. Keine Plastikarena, sondern ein echtes Fußballstadion, das vor allem durch die tatkräftige Unterstützung der Unioner Anhängerschaft zu dem gemacht wurde, was es heute ist.
Im Freiburger Block wurde unter dem Motto „Ich lieb‘ dich nicht ein bisschen – ich lieb dich übertrieben“ mit Bengalen und rotem Rauch ein schönes Intro zelebriert. Denjenigen, die meinen deshalb Essen und Trinkbecher nach Leute werfen zu müssen, sei gesagt, dass man sich vielleicht mal selbst ein paar Gedanken zu unsportlichem Verhalten machen sollte. Wie auch immer, der Rauch hatte sich noch gar nicht komplett verzogen, als unsere Jungs mal wieder den Spielbeginn komplett verpennten und in der ersten Minute das 1:0 für die Gastgeber hinnehmen mussten. Zugegebenermaßen war es schwierig den sehenswerten Schuss von Marius Bülter zu vereiteln, wäre aber mit aggressiverem Anlaufen des Gegners machbar gewesen. Bis auf ein paar nicht wirklich zwingende Chancen blieb unsere Mannschaft im ersten Durchgang eher blass. Kurz nach der Halbzeit gab es im Gästeblock nochmal Pyrotechnik. Den Kampfgeist bzw. den Willen das Spiel zu gewinnen, konnte damit nicht entfacht werden. Das Spiel lief mal so überhaupt nicht nach unseren Vorstellungen. Niclas Thiede, der für den verletzten Schwolow eingewechselt wurde, konnte jedoch bei seinem Bundesligadebut eine sehr solide Leistung abrufen. An ihm hat es mit Sicherheit nicht gelegen. Letztendlich hatten sich die Köpenicker das 2:0 mehr verdient, als wir den Ausgleich verdient gehabt hätten. Auch supportmäßig ist man den eigenen Erwartungen, besser gesagt den Hoffnungen, nicht gerecht geworden. Zwar ergaben Fahnen im vorderen Bereich des Gästesektors ein gutes Bild, akustisch hingegen war der Auftritt mau.
Nachdem man wieder in Charlottenburg angekommen war und es sich im Sonderzug gemütlich gemacht hatte, setzte sich dieser irgendwann in Bewegung. Die Fahrt endete nach wenigen Minuten abrupt am S-Bahnhof Bellevue. Was passiert war, dürfte hinlänglich bekannt sein. Ohne Hektik wurde der Zug evakuiert. An dieser Stelle darf die Berliner Polizei für ihr Verhalten und die vorhandene Hilfsbereitschaft ausnahmsweise gelobt werden. Das kennt man woanders nicht.
Vorsicht Sarkasmus: In Freiburg hätte man von den Cops beim Aussteigen wahrscheinlich noch einen Arschtritt mitbekommen.
Die Gefühle glichen einer Achterbahnfahrt. Man wusste nicht so ganz, ob man von den Zuständen einfach genervt war, den Vorkommnissen mit Galgenhumor begegnen sollte oder ob man nun darüber froh sein musste, dass nichts Schlimmeres passiert war. Aufgrund der Rauchentwicklung entfernte man sich etappenweise vom Bahnhof. Die Getränkereserven wurden aufgeteilt und so wartete man auf weitere Infos. Schließlich wurde die Entscheidung gefällt zum Hauptbahnhof zu laufen, wo man wiederum verharrte. Ein Ersatzzug konnte nicht gestellt werden und nach langem Hin und Her wurde verkündet, dass die Centralbahn für Übernachtungs- und Reisekosten aufkommen werde. Ein großes Dankeschön gilt dem 1. FC Union und allen Berlinern für die dargebotene Hilfsbereitschaft!
Wir als Gruppe entschieden uns dazu mit dem letzten ICE des Abends nach Hause zu fahren. Der Zug war überfüllt und es wurde darum gebeten, dass die Leute ohne Reservierung wieder aussteigen. Wir sind dringeblieben und durften uns auf eine 11-Stunden-Fahrt mit Umstieg in Köln freuen.
Funfact: Zur eigentlichen Ankunftszeit in Offenburg (ca. 4:30 Uhr) befanden wir uns bei Bielefeld. Sachen/Städte gibt’s, die gibt’s gar nicht!
Gegen Sonntagmittag endete eine sehr kräftezehrende und vor allem denkwürdige Reise.