640 Kilometer Luftlinie, zweitlängste Auswärtsreise der Saison und das Ganze dankenswerterweise an einem Freitagabend. Doch die Tatsache, dass man im Mai durch eine späte Niederlage an der Alten Försterei denkbar knapp den erneuten Einzug in einen internationalen Wettbewerb verpasste, sorgte schließlich wohl dafür, dass doch einige Leute zum Jahresende noch einen Urlaubstag entbehren konnten, um eben besagte Spielstätte erneut zu besuchen. Denn obgleich der langen Fahrt freut man sich auf das Spiel in Köpenick meist doch nochmal etwas mehr, als wenn es anderswo hingeht.
Trotz Abendspiel stieg man also am Freitag zu gewohnt früher Stunde in den Zug. Beim Philosophieren mit den Mitreisenden auf der Hinfahrt musste ich mit etwas Entsetzen feststellen, dass ich mich bereits zum dreizehnten Mal auf die Reise in die Hauptstadt machte. Bei jedem einzelnen Trip war der Beweggrund ein Fußballspiel unseres geliebten Sport-Clubs. Naja, mir fallen spontan auch keine weiteren plausiblen Gründe für eine derart lange Reise ein. Die Zeit im Zug war äußerst kurzweilig und der von einer Bahnmitarbeiterin bereitgestellte Flaschenpfandsack kurz vor Ankunft prall gefüllt. Wie es der Zufall wollte, fiel unsere Reservierung auf das Ruheabteil, gestört hat sich aber scheinbar niemand gefühlt. Fast auf die Minute pünktlich erreichten wir Berlin. Irgendwie bekomme ich aufgrund jüngster Erfahrungen das Gefühl, dass sich bei der Paradedisziplin der Deutschen Bahn langsam etwas bessert. Genügend Zeit blieb also noch, bis man nach S-Bahn Fahrt und Fußmarsch schließlich am Stadion ankam. Durchaus ein Highlight im Vergleich zu anderen Bundesliga-Standorten ist bei den Unionern das kulinarische Angebot. Steaks vom Kohlegrill und ein Kühles vom Bierbrunnen. Was will man mehr vor so einem Flutlichtspiel? Auch im Stadioninneren kann hier die Zeit bis zum Anpfiff sehr angenehm überbrückt werden. Keine nervig anpeitschenden Stadionmoderatoren oder grelle Töne aus den Stadionboxen.
Obwohl das Gästekontingent eigentlich komplett abgerufen wurde, ergaben sich im Block doch noch ein paar Lücken, weshalb man kurzerhand vor Spielbeginn mit den Zaunfahnen noch ein paar Stufen nach oben wanderte. Die heimische Waldseite leitete das Spiel mit einer gelungenen Choreografie, untermalt von einigen Fackeln ein. Wir zeigten kurz nach Anpfiff ein Spruchband mit Genesungswünschen an ein Gruppenmitglied, die auch an dieser Stelle gerne nochmal ausgesprochen werden. Stimmungstechnisch war in der ersten Halbzeit noch deutlich Luft nach oben. Vor allem weil die Jungs auf dem Rasen ein gutes Spiel ablieferten und unter anderem vom Elfmeterpunkt die Chance zur Führung auf dem Schlappen hatten. Gegen Ende konnte phasenweise etwas mehr Lärm erzeugt werden, wenn auch es für mein Empfinden an diesem Abend trotzdem etwas zu wenig war. Auch im zweiten Durchgang gab es eine Großchance unsererseits zu begutachten, dieses Mal vergab Höler. Dank Atus weißer Weste stand am Ende wenigstens das zweite 0:0 in Folge, wobei heute definitiv ein Dreier drin gewesen wäre. Zu später Stunde begab man sich etwas näher in Richtung Stadtzentrum, wo man schließlich in verschiedenen Kneipen den Abend ausklingen ließ.
Zurück in den Süden ging es auf unterschiedliche Weise, für die meisten unter uns dann erst im Laufe des Samstags. Nachdem unsere Reisegruppe bereits eine Stunde lang im fahrenden Zug saß, staunten wir auf der Heimfahrt nicht schlecht, als wir erneut durch den Berliner Hauptbahnhof rollten. Der Grund für die ausgiebige Extrarunde wurde nicht verkündet. Dennoch war man weiter einigermaßen im Plan und vertrieb sich die weitere Zeit hauptsächlich mit dem Verfolgen des Fußballsamstages, bis man am frühen Abend wieder in Freiburg ankam, wo man immerhin das halbe Wochenende noch vor sich hatte und nicht schon wieder an den montäglichen Arbeitsbeginn denken musste.
Daten & Fakten:
Begegnung: 1.FC Union Berlin e.V. – Sport-Club Freiburg e.V. 0:0
Wettbewerb: Bundesliga – 10. Spieltag
Wann und Wo: Freitag, 8. November 2024, Stadion an der Alten Försterei, Berlin
Zuschauerzahl: 22.012, davon etwa 2.300 SC-Fans
Den Greif auf der Brust trugen: Atubolu – Kübler (77. Rosenfelder), Ginter, Lienhart, Günter – Doan, Eggestein, Osterhage (77. Höfler), Grifo (90.+2 Muslija) – Dinkci, Adamu (77. Höler)