Paderborn, Paderborn… Da war doch mal was? Tus Schloß Neuhaus! Gut ok, die meisten Fußballinteressierten aus Freiburg und Umgebung werden zunächst andere Dinge damit in Verbindung bringen, aber wir nehmen uns an dieser Stelle kurz Zeit um die durchaus interessante Namensgeschichte des SC Paderborn, den es in der heutigen Form noch gar nicht so lange gibt, aufzuarbeiten. Zum ersten Aufstieg in die 2. Liga, Anfang der 80er Jahre war nämlich noch vom TuS Schloß Neuhaus die Rede. Der Name bezog sich auf den Stadtteil, wo auch das alte Hermann-Löns-Stadion mit der Hochspannungsleitung über dem Spielfeld – Geiloooo – seinen Platz hatte. Nach einigen Turbulenzen sowohl auf, als auch vor allem abseits des Platzes samt Abstieg fusionierte man 1985 mit dem 1. FC Paderborn zum Tus Paderborn-Neuhaus. Zwölf Jahre später wurde der Name zu dem heute geläufigen SC Paderborn geändert. Unter der Null im Vereinswappen könnte man also theoretisch einen senkrecht verlaufenden Strich ergänzen und es wäre faktisch nicht verkehrt.

Nun zu dem Teil, an den sich die meisten Freiburg-Anhänger vielleicht gerade so erinnern werden. 😉 Vor gar nicht allzu langer Zeit, um genau zu sein, am 29.April 2016 konnte der einzig wahre SC bei den damals abstiegsbedrohten Paderbornern ein hart umkämpftes Zweitligaspiel mit 1:2 für sich entscheiden und somit den direkten Wiederaufstieg in Deutschlands höchste Spielklasse perfekt machen. Zugleich verschärfte man durch jenen Erfolg die Krise des Gegners, welcher am Ende der Saison den Gang in die 3.Liga antreten musste. Zu besagtem Zeitpunkt schien es also so, als würde man auf den Sportclub aus Paderborn so schnell nicht mehr treffen. Doch nach viel Dusel und zwei Aufstiegen in Folge, sind die Ostwestfalen nach 2014 erneut ins Oberhaus aufgestiegen. Sportlich gesehen ist das Entkommen vor der Regionalliga nicht ganz fair, aber trotzdem ist die fußballerische Leistung der letzten beiden Jahre anzuerkennen.

So setzten sich also ein paar Busse (in unserem Fall ausgestattet mit Maibock für drei Euro pro Kasten) zum ersten Ligaspiel in der Ferne in Bewegung. Die Motivation unserer Mannschaft hinterher zu reisen war vielleicht schon höher und dennoch ließ man es sich nicht nehmen, den Trip so unterhaltsam wie möglich zu gestalten. Sei es, wenn am Rastplatz mit dem Schienbein selbst am Ball gezaubert wurde, sich die Verkehrsschilder einer netten Dekoration erfreuen durften  oder beim zwischenzeitlichen Bingo-Spiel die Emotionen schon mal hochkochten. Übrigens, Korn bringt euch nach vorn. Gekocht haben aber bei Weitem nicht nur die Emotionen. Auch die Temperaturen liefen zur Höchstform auf und als man schließlich den Busparkplatz des etwa 15.000 Plätze fassenden „Tempels“, nahe einiger Kuhweiden, erreichte, brannte die Sonne nur so vom Himmel herab. Je näher das Spiel rückte und je länger man sich in der Hitze schmoren lassen durfte, desto mehr machte sich beim Autor dieser Zeilen ein ungutes Gefühl breit, welches sich zunächst auch bestätigen sollte: Nicht einmal drei Minuten war die Partie alt, da war Mamba nach schnellem Umschaltspiel der SC-Abwehr enteilt und konnte unser erstes Gegentor der laufenden Bundesligasaison markieren. Diesem wären beinahe auch noch weitere gefolgt, was vor allem daran lag, dass es die Herren mit dem Greif auf der Brust anfangs nicht wirklich für nötig hielten sich aktiv am Spielgeschehen zu beteiligen und der anstürmenden Offensivabteilung der Hausherren Einhalt zu gebieten. Wie so häufig auf fremdem Platz schleppte sich unsere Truppe irgendwie ins Spiel. Ein völlig berechtigter Elfmeter half mit zurück in die Spur zu finden. Waldschmidt traf vom Punkt und nach etwas mehr als 20 Minuten war der frühe Rückstand wieder egalisiert. Im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs entwickelte sich eine zerfahrene Begegnung mit Fehlern auf beiden Seiten und einem leichten Chancenplus für die Gastgeber, jedoch sollten sich unsere Kicker als die effizienteren und glücklicheren erweisen. So war es Petersen, der von einem Stellungsfehler in der Paderborner Hintermannschaft profitierte, den Schlussmann umkurven und somit das Ergebnis noch vor dem Seitenwechsel zu Freiburger Gunsten drehen konnte. Verdient sieht zwar anders aus, dennoch ließ man sich die 1:2 Führung vor der Pause nicht mehr nehmen, welche wenig später mit dem “Halbzeit-Lied“  (unfassbar, wer sich diesen Schwachsinn, der da aus den Stadionlautsprechern kam, ausgedacht hat) eingeläutet wurde. In jener besungenen 15-minütigen Unterbrechung galt es für den Gästeblock die gleiche Devise zu befolgen, die womöglich auch Christian Streich unseren Jungs für den zweiten Durchgang mit auf den Weg gab: Kühlen Kopf bewahren. Und so wurden sämtliche Becher mit Wasser befühlt, welches man entweder selbst zu sich nahm, das eigene Haupt damit überschüttete oder dem nächst besten einfach eine Dusche verpasste. Ja, das Spiel der munteren kollektiven Wasserschlacht hätte man in dieser Hitze, welche subtropischen Verhältnissen glich, wohl noch eine ganze Weile weiter zelebrieren können. Aber schließlich war man ja im „Fußballstadion“ und nicht im Freibad. Die folgenden 45 Minuten befanden sich ähnlich wie die ersten nicht gerade auf dem Niveau eines fußballerischen Leckerbissens.

Viel zu tun gab es für beide Torhüter nicht, denn dem Aufsteiger fehlte die nötige Durchschlagskraft und der Sport-Club beschränkte sich darauf im Kollektiv den Gegner vom eigenen Gehäuse fernzuhalten, ohne nennenswerte Offensiv-Akzente zu setzen. Torchancen machten sich zu einer wahren Rarität und das Geschehen plätscherte so vor sich hin. Davon konnte im Gästesektor zum Glück nicht die Rede sein. Über die meiste Zeit der 90 Minuten konnte man einen angemessenen Support absolvieren und ließ sich auch von gefühlt 40°C im prallen Sonnenschein nicht unterkriegen. In der Nachspielzeit sollte sich das frühe Anlaufen der schwarz-weißen in Person zweier Joker nochmals bezahlt machen. Nach Ballgewinn durch Höler in der Paderborner Hälfte, bediente dieser den mitgelaufenen Chang-Hoon Kwon, der mit dem Treffer zum 1:3 Endstand sein Debüt veredeln und somit den wichtigen Sieg besiegeln konnte. Dieser brachte gleichzeitig ein Novum mit sich. Noch nie zuvor konnte unser Verein beide Auftaktspiele in der Belle Etage gewinnen. Nach Abpfiff verweilte man noch ein wenig am Busparkplatz, ehe es dann zurück gen Südbaden ging. Durch den ersten Auswärtssieg im Jahre 2019 durfte also seit langem mal wieder ein Siegerbier im Bus verköstigt werden. Nur irgendwie hatte darauf keiner so wirklich Bock, woran das lag können wir uns kaum erklären… So ließ man die Fahrt gemütlich ausklingen und gönnte sich nicht nur einmal den Blick auf die Tabelle. Bleibt festzuhalten: Am Ende des Tages stand Freiburg oben und Paderborn weit unten, so wie 2016 und so wie es eben sein soll. In diesem Sinne:  Scheiß Paderborn, wir haben gute Laune!