Freude oder doch eher Enttäuschung, so ganz war mir vor dem Spiel noch nicht klar, was man vom Los Olympiakos Piräus eigentlich halten sollte. Doch die Frage, ob man diese Reise überhaupt antreten sollte, stellte sich gar nicht erst. Immerhin lag das bis dato letzte europäische Auswärtsspiel in Ljubljana bereits über fünf Jahre zurück. Während die sportlichen Erinnerungen an das damalige Spiel in der dritten Quali-Runde noch heute Entrüstung auslösen, ist die Reise und der Sommertag in der slowenischen Hauptstadt weiterhin in bester Erinnerung. Doch zurück in die Gegenwart. Am frühen Samstagmorgen nach der Auslosung verbreitete sich gegen neun Uhr die Meldung, dass die genauen Ansetzungen endlich eingetroffen sind. Während die ersten Flüge nach Athen direkt gebucht wurden, stieg in der Folge der Flugpreis gefühlt im Minutentakt an. So mussten die Langschläfer unter uns für denselben Flieger leider etwas tiefer in die Tasche greifen. Dass die Leute, die am Vorabend nach dem Bochum-Heimspiel als erstes aus der Kneipe abhauten oder gar nicht erst mitkamen, auch noch dafür belohnt wurden, machte die Sache doppelt bitter. Fickt euch! Die Terminierungen wurden zwar am Vormittag erwartet, ich selbst rechnete aber nicht damit, dass es so früh sein wird und sparte mir daher das Stellen des Weckers. Naja, passiert.
Da Athen aber von mehreren Flughäfen in der Umgebung ganz gut zu erreichen ist, hielt sich das Ganze immer noch im Rahmen des Bezahlbaren. Die Mehrheit der Gruppe wählte also einen Hinflug am Mittwochabend aus Stuttgart. Ganz zur Freude der Mitreisenden bot die griechische Fluggesellschaft sogar Freigetränke an. Während sich in den hinteren Reihen schnell Frust breit machte, dass viele kühle Dosen bereits vor ihnen abgegriffen wurden, war auch vorne nach dem zweiten Bier das Lager aufgebraucht. Vom Flughafen in Athen ging es dann mit dem Bus weiter in Richtung Innenstadt – ein Dank geht hier an die Studenten der Kölner Universität für die reibungslose Organisation. Nachdem die Zimmer bezogen wurden, trafen sich zu später Stunde dann doch einige Freiburger Fans und Verantwortliche, darunter auch Präsident Fugmann, in einer kleineren Bar, in welcher man dann zum ersten Mal so richtig das besondere Europapokal-Feeling zu spüren bekam. Auf der Rooftop-Bar unserer Unterkunft, von welcher eine überragende Aussicht auf die Akropolis und weitere Teile Athens genossen werden durfte, wurde der erste Abend bei Bier und Wein anschließend angemessen ausgeklungen.
Am Spieltag selbst war man dann wieder recht früh auf den Beinen, um die Zeit bis zum Treffpunkt noch dafür zu nutzen das touristische Pflichtprogramm abzuhaken. Zu Fuß ging es erstmal auf den Hügel der Akropolis, wo man über ganz Athen blicken konnte. Kurz bevor man den Gipfel mit dem kaputten Gebäude erreichte, war dann allerdings Schluss. 20 € Eintritt, eine ewig lange Schlange am Ticketschalter und massenweise Touristen waren den meisten dann doch zu viel des Guten. Zum Mittag gab es dafür Gyros und Kebap in monströsen Portionen zu deutlich angenehmeren Preisen, bevor man anschließend ins Spieltagsoutfit schlüpfte. In einem gut halbstündigen Fußmarsch durch die Athener Gassen machte man sich vom Kotzia Square, der sich in der Nähe des Hostel befand, zum offiziellen Treffpunkt am Panathenaic Stadium auf. Während man das offene Stadion, in dem die ersten olympischen Spiele der Neuzeit stattfanden, vom Vorplatz aus betrachten konnte, machte der Kiosk um die Ecke ordentlich Umsatz, um die zahlreichen Freiburger bei gut 30° und strahlendem Sonnenschein mit ausreichend Flüssignahrung zu versorgen. Mit dabei war auch ein vom Verein engagierter, griechischer Fananwalt, der in seinem Anzug sicher ordentlich ins Schwitzen kam. In einem der gut zwölf bereitgestellten Shuttlebusse Platz genommen, stieg dann die Anspannung vor dem, was uns auf dem Weg zum Stadion noch erwarten könnte. Doch ohne auch nur einen Olympiakos-Anhänger gesehen zu haben, wurde der bestens eingezäunte Gästeparkplatz sicher erreicht.
Der Block war durch die 750 weiß gekleideten Freiburger dann schnell gefüllt und gleich schallten die ersten Lieder durchs Georgios Karaiskakis Stadion, was oft nur mit Pfiffen quittiert werden konnte. Zum Spielbeginn verteilten sich dann einige in Malerkitteln gehüllte Griechen im kompletten Stadion, um die rot-schwarze “Loud and Proud” Choreo der Heimkurve mit einem ordentlichen Feuerwerk optisch hervorragend zu untermalen. Schon absurd, wenn man bedenkt, dass bei uns oftmals wegen wenigen Fackeln ein riesiges Fass aufgemacht wird. Der Gästeblock zeigte sich davon, zumindest stimmungstechnisch aber absolut unbeeindruckt. Der Support war am heutigen Tag kaum zu toppen. Von der Lautstärke bis zur Mitmach-Quote hat über die gesamte Zeit einfach mal alles gepasst. Gerne öfter so! Die Jungs auf dem Rasen steuerten natürlich ihren Teil dazu bei, indem sie den griechischen Serienmeister von Beginn an, an die Wand spielten und bereits nach fünf Minuten durch Chico Höfler die Führung erzielten. Das 2:0 durch Gregoritsch fiel dann in der 25.Minute, hätte aber durchaus auch schon früher fallen können. Zum Start der zweiten Hälfte gab’s auch im Gästeblock eine Pyroshow zu bewundern.
Während die Stimmung weiterhin auf Top-Niveau blieb, sorgte Gregoritsch mit seinem zweiten Treffer früh für die frühe Entscheidung. Die Heimseite enttäuschte nach dem sehenswerten Intro und dem aus ihrer Sicht ungünstigen Spielverlauf dann insgesamt aber doch sehr. Zwar brannten immer mal wieder ein paar Fackeln, akustisch war aber nicht mehr viel zu vernehmen. Nervig waren vor allem die Laserpointer, die von der Gegenseite aus zunehmend und fast ununterbrochen auf uns gerichtet wurden. Nachdem der souveräne Sieg und die Tabellenführung der Gruppe G mit dem üblichen “S-C-F”, bei dem selbst der Fananwalt mitklatschte, zusammen mit der Mannschaft gefeiert wurde, begann im Anschluss die im Vorfeld angekündigte, knapp eine Dreiviertelstunde andauernde Blocksperre. Während die Ersatzspieler auf dem Rasen eine Trainingseinheit absolvierten, entwickelte sich auf den Rängen bei bester Stimmungslage eine regelrechte Blockparty. Nachdem es die Laola im schnell leer gewordenen Rund nicht weit schaffte (Scheiß Tribüne!), gab es ein buntes Potpourri der wildesten Gesänge. So wurden beispielsweise dutzende Freiburger Legenden reihenweise abgefeiert. Von Banovic bis Uzoma, von Coulibaly bis Nils Hansen wurde dabei kaum einer vergessen, der einmal das schönste Trikot der Welt trug. Mit Oli Baumann, dem noch heute PS3 spielenden Mo Idrissou oder den Reutlingern, bekamen aber auch weniger beliebte Gestalten ihr Fett weg (Ultras Raus!). So wünschte man sich fast die Blocksperre hätte noch ein paar Minuten länger gedauert, doch genau dann, als Teile der Mannschaft erneut zum Feiern an den Block gekommen waren, musste der Weg in Richtung Busse angetreten werden. Die Rückfahrt verlief glücklicherweise genauso ereignislos wie der Hinweg und endete aufgrund einer kurzfristigen Routenänderung wieder am Panathenaic Stadion. Gemeinsam ging es zu Fuß wieder Richtung Stadtzentrum, wo sich nach einem Gruppenfoto die meisten Wege erstmal trennten.
Frisch gestärkt und mit ausreichend Biervorrat eingedeckt, machten wir es uns am Abend erneut auf dem Dach des Hostels bequem. Highlight der After Match Party war hier mit Sicherheit ein Wechselgesang über den Dächern Athens. Gegen vier Uhr nachts wurden von unserem Rooftop zum Nächsten in gut 200 m Entfernung mit einem lautstarken “Hallo Südtribüne” und anschließendem “SCF” hoffentlich einige schlafende Touris geweckt. Überragende Dinge, die man wohl nur im Europapokal erlebt. Während der Freitagmorgen dann nochmal mit Sightseeing oder einfach nur Auskatern verbracht wurde, wurde am frühen Nachmittag schon wieder der Flughafen angesteuert. Dort sah es lange so aus, dass sich unsere Reisegruppe unfreiwillig um zwei Personen verkleinern würde. Aufgrund einer Überbuchung war schlichtweg kein Platz für alle im Flieger.
Nachdem die Airline den Passagieren dann aber 400€ bei Verzicht auf den Flug bot, fanden sich wohl doch noch genügend Leute, die diese verlockende Offerte schneller annehmen konnten, womit die komplette Reisegruppe in den Flieger steigen durfte, bzw. musste. Schade eigentlich, als einer der Betroffenen hatte ich mich mental schon auf eine weitere Nacht in Athen eingestellt. So ging es unspektakulär wieder in die Luft, ehe uns ab Zürich der Zug wieder in den Breisgau beförderte. Mit einem letzten Kaltgetränk im Bordrestaurant wurde hier noch einmal gebührend auf die zurückliegende Reise angestoßen. Am heimischen Bahnhof angekommen endete, zumindest nach meinem Empfinden, einer der wohl besten Auswärtstrips überhaupt, der allen Mitreisenden sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Bleibt zu hoffen, dass noch einige solcher Ausflüge folgen, wonach es ja aktuell zum Glück auch aussieht …denn Freiburg gewinnt jetzt auch international!