Aufmerksamkeit für den australischen Fußball über die Landesgrenzen hinaus ist meist nur an die Teilnahme der Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften geknüpft. In der Wahrnehmung des europäischen Fußball-Kosmos erfreut sich weder der Ligawettbewerb noch die dort zu verfolgende fußballerische Kost großer Bekanntheit. Umso wichtiger an dieser Stelle einmal den Blick auf die Aktualitäten in der höchsten Männerspielklasse des Landes zu richten und die Herausforderungen zu beleuchten, vor welche Fußballfans in Down Under derzeit gestellt werden. Denn der Ligaverband Australian Professional Leagues, kurz APL, sorgt derzeit im ganzen Land für große Empörung. Aber der Reihe nach. Vorab bedarf es der Klärung einiger Fragen.
Wie funktioniert das professionelle Ligafußball in Australien überhaupt?
Die oberste Spielklasse, die A-League Men, besteht aus 12 Mannschaften. Nach Abschluss der regulären Saison kommt es unter den Teams von Platz 1 bis 6 zu einem Play-Off-Turnier. Hierbei tritt der Drittplatzierte (in diesem Jahr Adelaide United) gegen den auf Rang 6 Platzierten (Wellington Phoenix) sowie der Viertplatzierte (Western Sydney) gegen den Fünftplatzierten (Sydney FC) an. Die höher platzierte Mannschaft genießt hierbei das Heimrecht. In einem Halbfinale trifft dann der in der Abschlusstabelle höher platzierte Sieger der ersten Playoff-Runde auf den Zweiten (Central Coast Mariners), während es die schlechter platzierte Mannschaft mit dem Ersten (Melbourne City) der zuvor ausgespielten Ligarunde zu tun bekommt. Im Halbfinale findet dann jeweils ein Hin- und Rückspiel statt, wobei der Erst- und Zweitplatzierte das Rückspiel vor heimischer Kulisse bestreiten darf. Im sogenannten Grand Final wird dann der australische Meister ausgespielt. Das Besondere hierbei: Das Spiel findet immer in der Heimstätte der Mannschaft statt, die sich als höchstplatzierte Mannschaft im Halbfinale durchsetzen konnte. Das heißt, dass auch der Sydney FC, in diesem Jahr auf Rang 5 in der Abschlusstabelle platziert, die Chance hat, das Finale um die australische Meisterschaft im eigenen Wohnzimmer auszutragen.
Was ist ab diesem Jahr anders?
Ab 2023 und bis mindestens 2025 soll genau dieser besondere Reiz, der seit Einführung der höchsten Ligadivision besteht, verschwinden. Statt dem Heimrecht für das höchstplatzierte Team, steigt das Finale um die Meisterschaft in den nächsten drei Jahren immer im Olympiastadion in Sydney. Auch nichts anderes als das deutsche Pokalendspiel in Berlin oder das Finale der englischen Aufstiegsrelegation im Londoner Wembleystadion, könnte man denken. Doch ganz so einfach ist es nicht und vor allem noch weniger vergleichbar. Im Gegensatz zu Europa und vielen anderen Teilen der Welt muss sich der Fußball in Australien auf der Beliebtheitsskala hinter anderen Sportarten einreihen. Im Cricket beispielsweise ist die australische Nationalmannschaft Rekordweltmeister und der australische Rugbysport wird bereits seit 1908 organisiert betrieben, während zum Vergleich die A-League erstmals zur Saison 2005/2006 an den Start ging. Die Besonderheit des variierenden Austragungsortes des Grand Final ist ein Alleinstellungsmerkmal des Fußballs und für Fans im ganzen Land von enorm hoher Bedeutung. Doch genau diese werden nun im Zuge dieser Änderung vor den Kopf gestoßen.
Wozu das Ganze?
Es geht mal wieder – wie könnte es auch anders sein – nur ums Geld. Die Tourismusbehörde im Staat New South Wales kauft für eine zweistellige Millionensumme die Austragungsrechte von der A-League für Sydney bis 2025. Anreisende Fans sollen das Investment dann wieder refinanzieren. Ein nicht im Ansatz zu Ende gedachter Plan, wenn man bedenkt, dass durch diese Entscheidung schon jetzt ein Zuschauerrückgang zu erwarten sein dürfte und ein Finalspiel auch Wellington Phoenix gegen Perth Glory lauten könnte. Anhänger aus der neuseeländischen Hauptstadt müssten dann eine Flugreise von dreieinhalb Stunden auf sich nehmen und Personen, die Ihr Herz an den Club aus dem Westen Australiens verloren haben, dürften fünfeinhalb Stunden im Flieger Platz nehmen. Und wie sieht es mit Mitbestimmung und einer transparenten Diskussion aus? Fehlanzeige. Die Entscheidung wird sogar mitunter auf dem Rücken der Spieler ausgetragen. So musste der bei Adelaide United unter Vertrag stehende Craig Goodwin während seines Aufenthalts mit der Nationalmannschaft bei der WM in Katar über Instagram klarstellen, dass ein seine Person zeigender Werbe-Clip für das Finalspiel in Sydney ohne sein Wissen verwendet wurde. Von einem A-League-Endspiel an einem festen Ort unabhängig von den teilnehmenden Mannschaften halte er sowie die gesamte Herren- und Frauennationalmannschaft gar nichts.
Und die Fans?
Wie so oft und allgemein bekannt bleiben bei der Verfolgung wirtschaftlicher Interessen die einfachen Stadiongänger: innen mal wieder auf der Strecke. Um die durch sie erzeugte Atmosphäre und bunt gestaltete Kurven zu vermarkten, sind sie gut genug, aber Kritik am Treiben der verantwortlichen Funktionäre ist unerwünscht. Die Fanszene von Sydney FC wird sich daher nicht vor den Karren des Ligaverbandes spannen lassen und dem Playoff-Spiel gegen den Stadtrivalen von Western Sydney sowie allen eventuell darauffolgenden Spielen fernbleiben. Wir können unsere Freundinnen und Freunde in diesem Vorhaben nur bestärken und senden deshalb unterstützende Grüße aus Freiburg.
From Freiburg to Sydney: football for the fans, not for making money!