Bester Saisonstart der Vereinsgeschichte, in der Tabelle grüßt man von einem Champions League Rang und der Sport-Club ist wieder einmal auf einem sehr guten Weg, mit der unteren Tabellenzone nichts zu tun zu haben. Was könnte da einem schon die Vorfreude auf das nächste Auswärtsspiel nehmen?

Mit Blick auf den Gegner, dem die weiß-roten Kicker am achten von 34 Spielterminen der diesjährigen Bundesligasaison auswärts gegenüberstanden, könnte an dieser Stelle vermutlich genauso die rhetorische Frage nach den positiven Auswirkungen der Einführung des Videoschiedsrichters auf den Stadionbesuch gestellt werden. Spiele im Leipziger Zentralstadion, welche einem österreichischen Getränkekonzern seit 2010 als Werbeplattform dienen, sollen von unserer Seite schlichtweg weder optische noch akustische Aufwertung erhalten, weshalb wir die Reise gen Sachsen ein weiteres Mal nicht auf uns nahmen. Glücklicherweise musste man sich den besten Tag der Woche jedoch hiervon nicht völlig verderben lassen. Denn beim Märchengeschwafel Jürgen Klopps, ich schwöre: Es spielten ja noch Sport-Club Freiburgs Amateure! Zwar sollte anders als in den Vorjahren nicht das Dreisamstadion der Austragungsort einer Drittligapartie sein, dafür ging es eine Klasse tiefer auf den Regionalliga-Sportplatz nach Göppingen.

Wenn auch man dem Alternativprogramm also nicht vor der eigenen Haustüre beiwohnen konnte, war schnell klar, dass die Auswärtstour mit den Amas wie ein Pflichtspiel der Profis angegangen werden sollte und so füllte sich erfreulicherweise auch an diesem Samstag ein Bus, welcher sein Ziel nach Fahrt über Autobahn und manche Landstraße im Stuttgarter Raum rund 30 Minuten vor Anpfiff erreichte. Genug Zeit im Vorfeld eines Viertligakicks konnte man meinen, allerdings wurde die Rechnung ohne die unterirdische Infrastruktur vor dem Gästeeingang am Stadion an der Hohenstaufenstraße sowie die Inkompetenz des anwesenden Ordnerpersonals gemacht. Auf einer Fläche von vielleicht drei Pkw-Parkplätzen ebneten zwei Gitter den Weg für rund 250 Personen in das Innere besagter Sportanlage, wobei selbstverständlich auch nur vier Hände die Körperkontrollen durchführten. Reicht ja auch, wenn die restlichen gut zehn Armleuchter einfach danebenstehen und in der Gegend rumgucken. Immerhin fiel den Verantwortlichen ihr sinnfreies Handeln irgendwann selbst auf, weshalb die Einlasssituation mit der Zeit dahingehend beschleunigt wurde, dass nur noch Taschen genauer unter die Lupe genommen wurden. Diesem Einlenken war es letztlich zu verdanken, dass doch noch pünktlich und in vollständiger Personenanzahl der Gästebereich betreten werden konnte. Jenen hat der Aufsteiger aus der Oberliga entgegen zuvor betriebenen Recherchen zur diesjährigen Saison von wenigen seitlich der Haupttribüne gelegenen Ränge auf die Gegengerade verlagert. Zumindest scheint dies bei einem größeren Fanandrang seitens des gastierenden Kontrahenten die neue Praxis zu sein.

Betrachtet man die Spielwiese von der gegenüberliegenden Perspektive, kann man sich dabei auch nicht auf mehr als drei Steinstufen niederlassen, allerdings steht einem von Mittellinie bis Eckfahne die gesamte Bandenlänge zur Verfügung. So fand neben Zaunfahnen auch die per Spruchband mitgebrachte Botschaft „Hier und Überall: Nein zu Red Bull!“ ein festes Plätzchen über die gesamte Spieldauer. Die unmissverständliche Kunde spiegelte ebenso die vorherrschende Meinung der heimischen Stadiongänger wider und so erreichte den Gästeblock tatsächlich ein entferntes „Scheiß Red Bull!“, was mit Applaus quittiert wurde. Aber natürlich stand auch die Unterstützung der eigenen Farben auf dem Programm, weshalb von Beginn an lautstark losgelegt wurde. Die Zweitvertretung des Sport-Clubs, die sich nach der Rückkehr in die Regionalliga gleich wieder im vorderen Tabellendrittel festgesetzt hat, hatte jedoch die ein oder andere Startschwierigkeit und fand erst mit der Zeit ins Spiel. In den Schlussminuten des ersten Durchgangs lag dann die südbadische Führung in der Luft, doch das Spielgerät wollte nicht im Göppinger Gehäuse einschlagen. Die Hoffnungen ruhten also auf Durchgang zwei, welcher mit Rauch und Blinkern im Gästeblock eingeläutet wurde. Aber die Jungkicker hatten irgendwie den Faden verloren und nach einer guten Stunde wurde obendrein den Gastgebern ein Foulelfmeter zugesprochen – 0:1 aus SC-Sicht und ein doch relativ unerwarteter Gegentreffer mit anfänglicher Wirkung. Denn ein Stück weit hatte sich auch der Support an das Niveau der Angelegenheit auf dem Rasen angepasst. Da kam es doch gelegen, dass die erste Mannschaft im Bundesligaspiel in Front gegangen war und mit der Freude über die sich wie ein Lauffeuer im Block verbreitende Meldung wurde die Stimmung nochmal ordentlich angekurbelt. Rückblickend muss hier eventuell mit ein wenig Selbstkritik eingeräumt werden, dass beim Freidrehen im Zeitungsschnipsel-Konfettiregen mitunter die Ernsthaftigkeit etwas abhandengekommen war und man sich vielleicht doch früher wieder darauf hätte fokussieren sollen, noch einen Freiburger Angriff ins Tor zu brüllen. Die Burschen der U23 ließen sich jedenfalls nicht hängen, sollten den Ausgleich allerdings nicht mehr markieren.

Folglich blieben die Zähler im Schwäbischen. Zähler, die man im Verfolgungsrennen der Ligaspitzengruppe nicht zwingend hätte abgeben müssen. Ähnlich schien es letztlich auch den Profis zu ergehen. Zumindest suggerierte einem die im Bus kollektiv verfolgte Radioübertragung der Partie, dass im Duell mit dem zur Absatzförderung von Getränkedosen ins Leben gerufenen Konstrukt doch mehr als eine 1:3-Niederlage möglich gewesen wäre. Immerhin erreichte man nach kurzweiliger Fahrt die heimischen Gefilde noch am frühen Abend und so fand der Spieltag bei gemütlichem Beisammensein im Kneipeninneren seinen Ausklang.

Daten & Fakten:

Begegnung: 1. Göppinger Sportverein 1895 e.V. – Sport-Club Freiburg e.V. (U23) 1:0 (0:0)
Wettbewerb: Regionalliga Südwest – 14. Spieltag
Wann und Wo: Samstag, 26. Oktober 2024, Stadion an der Hohenstaufenstraße, Göppingen
Zuschauerzahl: 1.070, davon etwa 400 SC-Fans
Den Greif auf der Brust trugen: Jantunen – Murray, Rüdlin, Bouebari (66. Tober) – R. Müller, Wiklöf (66. Marino), Manzambi (86. Lienhard), Steinmann (74. Fetsch) – Wörner (74. Catak), Besio, Sturm
Tore: 1:0 McDonald (64., Foulelfmeter)