33 Spiele in der Bundesliga, vier Auftritte im Europapokal und drei Pokalduelle. Allein diese Zahlen belegen, dass hinter dem Sport-Club aus Freiburg ein besonderes Jahr 2024 liegt. Das aber vielleicht außergewöhnlichste Ereignis war die Veränderung an der Seitenlinie. Nach zwölfeinhalb von reichlich Erfolg gezeichneten Jahren heißt der Trainer nicht mehr Streich, sondern Schuster. Und auch wenn dem Nachfolger der Leistungsnachweis auf internationaler Bühne verwehrt blieb und das Überwintern im nationalen Pokal misslang, macht der frühere Capitano seine Sache bis hierhin ausgesprochen gut, was wenige Tage vor Weihnachten unter anderem Tabellenplatz 5 unterstreicht.
Dies schien auch bei den Herrschaften von Pay-TV-Sender Sky Anklang gefunden zu haben, die sich dazu entschlossen hatten, das letzte SC-Spiel des Jahres in Leverkusen exklusiv am Samstagabend zu übertragen. Nun ja, auch die Tatsache, dass der Kontrahent seinen Beinamen als ewiger Zweitplatzierter wohl mit dem Ausgang der zurückliegenden Spielzeit ablegen konnte, machte die Begegnung in meinen Augen nicht wirklich zu einem vermeintlichen „Top-Spiel“. Viel mehr war man beim Trip in die rheinische Arzneimittelproduktionsstätte wieder einmal selbst gefragt, die Höhepunkte zu setzen. Gesagt, getan. Was in der Weihnachtszeit natürlich nicht fehlen darf, sind die Geschenke für die jeweiligen Liebsten und so sollte auch im Bus in Form eines Bingos wieder einmal eine kleine Bescherung unter den Mitfahrenden stattfinden. Bevor jedoch alle Plätze im Reisemobil besetzt waren und man sich am beschriebenen Vorhaben erfreuen konnte, sah sich die Staatsmacht schon nach unserer ersten Pause dazu gezwungen, die weitere Fahrt mit Einsatzfahrzeugen zu begleiten und fortan darüber zu verfügen, auf welche Ratsplätze rausgefahren werden dürfe und auf welche nicht. Böse Zungen würden hier von Schikane sprechen, aber das Verkleben von Aufklebern rechtfertigt nun mal eine angemessene Maßnahme sowie das Zücken des Schlagstockes durch anwesende Uniformierte. Nun ja, durch das lächerliche Auftreten der Beamten wurde der Zustieg der hessischen Sektion zwar zu einem abenteuerlichen Unterfangen, letztlich war man ab halber Strecke dann aber doch vollzählig unterwegs. Mit etwas Verspätung wanderten also Preise wie signierte Trikots, Artikel von vergangenen Szene-Motto-Fahrten oder allerhand Lektüre aus dem Hopping- und Ultrakosmos in den Besitz glücklicher Gewinnerinnen und Gewinnern. Für gute Laune war also gesorgt, welche man sich auch vom Anblick des Autobahnpanoramas rund um den Zielort der letzten Auswärtsreise des Jahres nicht kaputt machen ließ.
Bis zum Anpfiff sollte jedoch die muntere Heiterkeit aus dem Bus verflogen sein. Dass das Stadionerlebnis in Leverkusen nicht gerade das Nonplusultra im landesweiten Vergleich darstellt, ließen einen wieder einmal unnötige Begleiterscheinungen spüren, um mit einer dämlichen Lichtershow auf den Rängen kurz vor dem Einlaufen der Mannschaften nur ein Beispiel zu nennen. Wie sich der dunkle Abendhimmel bei einer Partie des Sport-Clubs dann doch um einiges würdiger erhellen lässt, zeigten derweil die Ultras von Synthesia, als zu Spielbeginn im Gästeblock zahlreiche bengalische Fackeln angingen. Die ersten Gesänge aus dem ausverkauften Stehplatzbereich schallten dann auch mit ordentlicher Lautstärke aufs Feld, auf welchem die südbadischen Kicker dem amtierenden Meister zunächst durchaus das Leben schwer machten. Die favorisierten Pillendreher konnten sich erst gegen Ende des ersten Durchgangs ein Chancenplus erarbeiten, scheiterten aber auch bei der besten Einschussgelegenheit vom Elfmeterpunkt an Strafstoßkiller Atubolu. Torlos ging es jedoch leider nicht in die Katakomben, da der SCF quasi mit dem Pausenpfiff in einen nicht mehr zu verteidigenden Konter reinlief. Für den zweiten Durchgang war dennoch alles offen, woran auch das schnelle 2:0 nach Wiederbeginn nichts änderte. Denn die Greifträger steckten nicht auf und machten durch den nur wenig später in Person von Grifo erzielten Anschlusstreffer klar, dass man sich nicht kampflos geschlagen geben würde. So war auch der mitgereiste Anhang wieder voll auf Betriebstemperatur und legte in puncto Support nach zwischenzeitlich etwas abgeflachter Stimmung auch nochmal die ein oder andere Schippe drauf. In nicht wenigen Situationen und auch nachdem die Hausherren Mitte der zweiten Hälfte die Zwei-Tore-Führung wieder herstellen konnten, war der Sport-Club drauf und dran, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Dass das Endresultat von 5:1 letztlich also nicht ganz den Spielanteilen korrespondierte, ließ sich der Gästeblock dennoch nicht anmerken. In diesem konnte der wohl beste Auftritt in Leverkusen der letzten Jahre verzeichnet und gerade in der Schlussphase, als das Spiel entschieden war, nochmal so richtig frei gedreht werden.
Den Tribut der weiß-roten Kurve hatte sich die Mannschaft für einen couragierten Auftritt also allemal verdient. Denn auch wenn es zum Jahresabschluss eine um mindestens ein Tor zu hohe Niederlage hagelte, absolvierte der SC Freiburg wieder einmal ein überdurchschnittlich gutes Kalenderjahr und ist für 2025 in Lauerstellung zu den Europapokalplätzen bestens gewappnet!
Abgesehen davon, dass uns auch auf der Rückfahrt die Bullen bis kurz nach Erreichen der Grenze zu Baden-Württemberg am Arsch hingen und unter anderem sogar das Urinieren Einzelner am Rastplatz kommentierten, machte man das Beste aus dem Samstagabend und läutete die Winterpause mit manchem Kaltgetränk im Bus gebührend ein. Vor allen polizeilichen Staatsdienern sei an dieser Stelle der Hut für ihre wirklich ehrenvolle Tätigkeit gezogen.
Daten & Fakten:
Begegnung: Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH – Sport-Club Freiburg e.V. 5:1 (1:0)
Wettbewerb: Bundesliga – 15. Spieltag
Wann und Wo: Samstag, 21. Dezember 2024, Ulrich-Haberland-Stadion Leverkusen
Zuschauerzahl: 30.210, davon etwa 2.800 SC-Fans
Den Greif auf der Brust trugen: Atubolu – Kübler (76. Rosenfelder), Ginter, Lienhart, Günter – Doan (58. Röhl), Eggestein (85. Höfler), Osterhage (76. Sildillia), Grifo – Höler, Gregoritsch (76. Adamu)
Tore: 1:0 Schick (45+2.), 2:0 Wirtz (51.), 2:1 Grifo (55.), 3:1 Schick (67.), 4:1 Schick (74.), 5:1 Schick (77.)