Berlin, Bremen, Hamburg und in dieser Spielzeit auch Kiel. Als Sport-Club Fan kann es bekanntlich schon mal vorkommen, dass einen der Wecker für eine weite Reise in die Fremde mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißt. Ein Glück, dass der alljährliche Ligaabstecher in die Hauptstadt erst kürzlich absolviert wurde. Dass man für einen Ausflug nach Dortmund jedoch mehr als zwölf Stunden vor Spielbeginn die eigenen vier Wände verließ, hatte dann schon einen besonderen Hintergrund: Das erste Mal seit fünf Jahren sollte wieder ein von der Fanszene organisierter Sonderzug rollen!
Statt mit der üblichen Bande über die Autobahn sausend, hatte man also mal wieder das Vergnügen mit Corrillo, Synthesia, der Supporters Crew und vielen weiteren Fanclub-Gesichtern ein paar unterhaltsame Stunden auf Schienen zu verbringen. Ein Vorhaben, für welches allerdings eine umfangreiche Vorausplanung sowie auch am Spieltag selbst zahlreiche helfende Hände von Nöten waren. So versammelte man sich bereits um kurz nach 4:00 Uhr am Bahnsteig, um den Zug mit allerhand leiblicher bzw. flüssiger Verpflegung zu beladen und auch im Inneren der Waggons weitere Vorkehrungen zu treffen. Die Zeit verging wie im Flug und schon setzte sich das Reisemobil in Bewegung. Verbrachte ich noch die erste Zeit mit Plausch und Kartenspiel im Abteil, holten mich auf Höhe Karlsruhe doch die wenigen Stunden Schlaf aus der Nacht zuvor ein, weshalb nochmals die Augen geschlossen wurden. Als Mitfahrender bei der letzten Sonderzug-Fahrt im Oktober 2019 nach Berlin-Köpenick ist man inzwischen halt auch nicht mehr der Allerjüngste. Einen Abstecher in den Partywagen sollte jedoch auch meine Wenigkeit noch auf dem Hinweg wagen, in dem mit dem ersten Frischgezapften in der Hand festgestellt wurde, dass man sich der Fahrtzeit betreffend absolut im Soll befand. Schließlich hatte man den Asphalt der Stadion-Haltestelle wie geplant gegen 13:15 Uhr unter den Füßen.
Von hier aus zeigte sich dann das wiederkehrende Muster vor den Toren des Dortmunder Westfalenstadions. Der Marsch an den Gästeeingang war dann doch mal wieder länger, als er auf den ersten Blick erschien und auch bei der Materialkontrolle drehte sich der Minutenzeiger manches Mal um 360°, bis alle Utensilien passieren durften. Mit dem Betreten des Stehplatzbereiches, in welchem wir uns anders als in der Vorsaison an diesem Nachmittag erfreulicherweise niederlassen durften, hatten sich also schon zahlreiche SC-Schlachtenbummler im Block eingefunden. In diesem wurde zum Einlaufen der Mannschaften eine rote Blockfahne mit den weiß gehaltenen ersten beiden Ziffern des Freiburger Postleitzahlengebiets eingebettet in riesige Halbkreise ausgebreitet. Beim Herunterlassen jener ergab sich auf den Rängen ein weiß-rotes Muster aus kleinen Folienfahnen, welches mit einigen Rauchtöpfen in besagten Farben unterstrichen wurde.
War es die muntere Atmosphäre auf der Hinfahrt, die in dieser Spielzeit bis hierhin doch eigentlich über weite Strecken ansprechenden Auswärtsvorstellungen des Sport-Clubs oder einfach die Tatsache, dass die schwarz-gelbe Borussia zuletzt von derartigem Verletzungspech heimgesucht wurde, dass sich die erste Elf mehr oder weniger von selbst aufstellte. Im Vorfeld der Begegnung konnte ich nicht leugnen, dass ich mir Hoffnungen auf etwas Zählbares beim Angstgegner aus Dortmund machte. Hoffnungen, die jedoch schon in der Anfangsphase den ersten Dämpfer erhielten – in Minute 7 war Atubolu bereits zum ersten Mal geschlagen. Die Gelegenheit zum Ausgleich bot sich Mitte des ersten Durchgangs erst Grifo und dann im Nachschuss gleich doppelt Höler. Wenn auch sich die Einschussmöglichkeiten sicher mit dem Attribut „100-prozentige Chancen“ schmücken durften, blieb der Torjubel aus. Jener war dann kurz vor dem Seitenwechsel der Gegenseite vergönnt, als ein sicher nicht gänzlich unhaltbarer Distanzschuss den Weg ins Freiburger Tornetz fand. In den zweiten 45 Minuten fanden die Breisgaukicker offensiv überhaupt nicht mehr statt und als sich diese in Person von Osterhage per Ampelkarte selbst dezimierten, war die Messe endgültig gelesen. Ein direkter Freistoß sowie ein Schlenzer ins lange Eck auf Seiten der Hausherren sorgten schließlich für den auch in der Höhe verdienten 4:0-Endstand. Den Preis für den Tagesdümmsten sicherte sich obendrein der eingewechselte Adamu, welchem mit der letzten Aktion des Spiels nichts Besseres einfiel, als dem Gegenspieler einen Schlag auf die Zwölf zu versetzen, um folgerichtig mit dem roten Karton duschen zu gehen.
Ein wie eigentlich immer völlig gebrauchter Nachmittag im Ruhrpott, der auch im Gästeblock seine Spuren hinterließ. Phasenweise war das Stimmungsgeschehen nicht wirklich besser als der Auftritt des SCF auf dem Platz und auch in den Reihen der eigenen Gruppe muss hier und da die Frage erlaubt sein, ob wirklich jede und jeder ans Limit auf dem Support-Barometer kam. Erst gegen Ende der Partie wollte der ein oder andere Gassenhauer nochmals etwas enthusiastischer vorgetragen werden. Unterm Strich wäre mit den zu Tausenden angereisten SC-Fans, darunter leider auch wie so oft in Dortmund einige Fußballtouristen, allerdings trotz des Spielverlaufs akustisch weitaus mehr drin gewesen.
So stapfte man doch etwas geknickt in Richtung der U-Bahnstation und gerade beim Autor dieser Zeilen machte sich im Hinblick auf die bevorstehende Zug-Rückfahrt anfänglich keine gesteigerte Vorfreude breit. Zurück im Abteil, mit Speis und zunächst einer alkoholfreien Erfrischung gestärkt, konnte das Erlebte jedoch anhand bereits zurückliegender Besuche im Westfalenstadion relativiert und auch zeitig abgehakt werden. Den weiteren Verlauf der Heimreise verbrachte man über weite Teile im Party-Waggon und machte das Beste aus dem Abend des Samstages. Mit einer Verspätung von ziemlich genau einer Stunde erreichten wir den Freiburger Hauptbahnhof, wo der Zug im Kollektiv der aktiven Gruppen ausgeräumt wurde und eine denkwürdige Fahrt zu Ende ging. Letztlich lag ich dann ziemlich genau 24 Stunden nach dem Aufstehen wieder im heimischen Schlafgemach.
Ein Dank gilt allen Personen, die in den Wochen vor dem Spiel in intensive Planungen involviert waren, sowie bei jeglichen Vorbereitungen und auch auf der Fahrt tatkräftig mitangepackt haben!
Daten & Fakten:
Begegnung: Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA – Sport-Club Freiburg e.V. 4:0 (2:0)
Wettbewerb: Bundesliga – 11.Spieltag
Wann und Wo: Samstag, 23.11.2024, Westfalenstadion Dortmund
Zuschauerzahl: 81.365, davon etwa 5.700 SC-Fans
Den Greif auf der Brust trugen: Atubolu – Kübler (60. Rosenfelder), Ginter, Lienhart, Günter – Doan (73. Sildillia), Höfler (60. Adamu), Eggestein, Osterhage, Grifo (73. Muslija) – Höler (81. Makengo)
Tore: 1:0 Beier (7.), 2:0 Nmecha (40.), 3:0 Brandt (66.), 4:0 Gittens (77.)