„Gegen wen starten wir in die neue Saison?“, „Spielen wir am letzten Spieltag zuhause oder auswärts?“. Wenn wir ehrlich sind, dann sind meistens die Antworten auf die genannten Fragen jene Fakten, die sich nach Veröffentlichung des Spielplans im Laufe der Sommerpause und nach erfolgter Durchsicht der 34 Duelle als erstes im Oberstübchen einprägen. Doch für die Spezies des vorausschauend planenden Auswärtsfahrers, welcher auch der Autor dieser Zeilen angehört, ist ebenso ein Termin von erhöhter Relevanz, der in den jüngst absolvierten Spielzeiten zuverlässig rund um den Jahreswechsel vonseiten der DFL angesetzt wurde.

Die Rede ist von einer sogenannten englischen Woche, mit welcher durch auf Dienstag- und Mittwochabend angesetzte Spielpaarungen die bundesligafreien Wochenenden in den Länderspielperioden kompensiert werden sollen. Und bevor jetzt hier ein falscher Eindruck entsteht: Selbstredend sind an Werktagen stattfindende Partien, die durch eine fanfreundlichere Planung auch am Wochenende stattfinden könnten (und ja, hierzu zählt das beschriebene Phänomen der Spielansetzung, wie der Blick in die Saison 2010/2011 zeigt), kritisch zu sehen. Bei einem Ausflug ins Frankfurter Waldstadion am Dienstagabend war das Los des in dieser Spielzeit für unter der Woche vorgesehenen Spieltags allerdings zu verschmerzen. Der Anstoßzeit von 20:30 Uhr war es dann auch zu verdanken, noch einen halben Arbeitstag auf dem Bürostuhl absitzen und die Tour ins Hessische lediglich zu Lasten von Überstunden antreten zu dürfen. So vergleichsweise kurz der Trip von der Dreisam an den Main auch ist, so lang ist der Weg vom Gästeparkplatz an die nächstgelegenen Drehkreuze, an welchen auch nur bedingt auf eine Fantrennung geachtet wird. Zumindest war dies in der Vergangenheit der Fall. Denn zur positiven Überraschung des anwesenden Szenehaufens haben es die Gastgeber tatsächlich geschafft, unmittelbar am Gästeparkplatz einen gesonderten Eingang zu installieren, von dem sogar auch keine Weltreise mehr an die Pforten des Gästesektors absolviert werden musste! Zwar wurde hier die Materialkontrolle mal wieder lehrbuchmäßig in die Länge gezogen, da ganze zwei Ordner am Werk waren, während eine gute Hand voll weiterer Arschgeigen in grellen Westen einfach nur dabei zuschaute. Aber gut, man kann ja nicht gleich alles auf einmal verlangen und muss sich vermutlich glücklich schätzen, dass in Frankfurt alle den Einlass passieren konnten, ohne dabei Faustschläge des „Sicherheitspersonals“ kassiert zu haben.

Zu Spielbeginn fanden sich dann gut 2.600 Freiburgerinnen und Freiburger im Gästeblock ein, womit die Stehplätze nicht ganz ausverkauft, aber eigentlich dennoch gute Bedingungen für einen ordentlichen Support vorzufinden waren. Leider war jedoch außerhalb des Bereichs der aktiven Gruppen nur selten eine gesteigerte Mitmachquote zu erkennen und es galt in den unteren Reihen das eigene Ding durchzuziehen. Immerhin kam man in den ersten 45 Minuten ohne eine zweistellige Anzahl an Liedwechseln aus, was für meine Begriffe immer ein Indikator dafür ist, dass die Kurve doch nicht den allerschwächsten Tag erwischte. Solide startete auch der Sport-Club in die Partie, der jedoch mit fortlaufender Dauer mehr und mehr in der Defensive gefordert war. Der überraschenden Führung durch Doan in Minute 37 folgte der Ausgleich noch vor dem Seitenwechsel und mit dem über weite Strecken doch mutlosen Auftreten der weiß-roten Kicker im zweiten Abschnitt zeichnete sich früh ab, dass das Unentschieden nur ein Zwischenstand bleiben sollte. Top-Torjäger Marmoush hinterließ auch im letzten Spiel vor seinem designierten Abgang zu Öl-Club Manchester City seine Spuren auf der Anzeigetafel, an welcher letztlich mit Abpfiff ein 4:1 für die Heimseite prangerte. Zum vierten Mal in Folge setzte es also im ersten Auswärtsspiel eines neuen Kalenderjahres eine Niederlage, das auf den Rängen ebenso unter dem Zeichen des am Spieltag selbst bekannt gegebenen Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur Übernahme von Polizeikosten durch Vereine bei sogenannten Hochrisikospielen stand. „Fans drangsalieren und hinterher noch abkassieren – Eure Risikobewertung ist keinen Cent wert“ lautete die klare Haltung im Gästeblock, die CRL per Spruchband äußerte und auch ein Banner der Frankfurter Szene, die sonst eher mit oftmals stumpfen Statements in Erscheinung tritt, wusste zu überzeugen: „Wer bezahlt, bestimmt: Bullen raus aus den Stadien!“ Mit diesem Schlusswort war dann im Prinzip auch alles zu einem kalten Januardienstag gesagt, der für uns mit der Ankunft in Südbaden um kurz nach 1:00 Uhr endete. Fußball ist und bleibt samstags!

Daten & Fakten:

Begegnung: Eintracht Frankfurt Fußball AG – Sport-Club Freiburg e.V. 4:1 (1:1)
Wettbewerb: Bundesliga – 17. Spieltag
Wann und Wo: Dienstag, 14. Januar 2025, Waldstadion Frankfurt
Zuschauerzahl: 56.500, davon etwa 2.600 SC-Fans
Den Greif auf der Brust trugen: Atubolu – Kübler, Rosenfelder, Ginter, Günter – Doan, Eggestein, Röhl (78. Gregoritsch), Grifo (67. Höfler) – Höler (78. Adamu), Dinkci
Tore: 0:1 Doan (37.), 1:1 Koch (43.), 2:1 Marmoush (65.), 3:1 Ekitiké (71.), 4:1 Collins (81.)