Freiburg Fans am 34. Spieltag in Frankfurt

Freiburg Fans am 34. Spieltag in Frankfurt

Klopf, Klopf. Da ist er wieder, der 34. Spieltag und wie immer ist dieser etwas ganz Besonderes. Alle Mannschaften treten zeitgleich an, die letzten 90 Minuten können über grenzenlose Freude oder bittere Enttäuschung entscheiden und auch für unseren SCF bestand die Möglichkeit, noch einen Platz in der Tabelle gut zu machen. Aber das letzte Pflichtspiel vor dem wohl verdienten Sommerurlaub stand auch in einem anderen Zeichen. Denn die Kicker mit dem Greif auf der Brust sollten an diesem 27. Mai 2023 im Frankfurter Waldstadion tatsächlich zum 47. Mal in den Ring steigen. Noch nie wurde im Laufe einer Saison häufiger um etwas Zählbares gekämpft und noch nie konnte man eine Bundesligaspielzeit punktemäßig erfolgreicher beenden.

Ein neu aufgestellter Rekord in Sachen Zählerausbeute sorgt nicht nur dafür, dass dem Sport-Club Freiburg ein direktes Comeback in der Gruppenphase der Europa League garantiert ist, auch die Ausgangslage am letzten Bundesliga-Samstag ist, kaum zu glauben, die Gleiche wie in der Vorjahressaison: Gelingt es die erreichte Bestmarke in Form eines Auswärtssieges weiter auszubauen und patzt die Konkurrenz im Parallelspiel, dann dürfte tatsächlich die Premiere in der Crème de la Crème der europäischen Wettbewerbe gefeiert werden. Ein Erfolg gegen die Eintracht aus Frankfurt, die am darauffolgenden Wochenende noch dem Geschwulst aus dem österreichischen Fuschl am See im Pokalfinale gegenüberstand, erschien nicht allzu realitätsfern, aber ob sich Union Berlin als das derzeit am längsten ungeschlagene Heimteam einen Ausrutscher zuhause gegen Werder Bremen erlauben würde? Naja, man muss es nehmen, wie es ist und wenn man sich zurückerinnert, welche Sorgen man auch schon mal im Saisonendspurt hatte, dann konnte man doch gelassen am Vormittag im Bus Platz nehmen. Die gute Laune ließ man sich auch vom hohen Verkehrsaufkommen zu Pfingstferienbeginn nicht nehmen, wodurch man doch etwas später als angepeilt den Busparkplatz erreichte.

Vor den Eingängen zu den Stehplätzen gab es dann jedoch einen gewaltigen Stimmungsdämpfer. Bei der dort abgehaltenen Prozedur einer wiederholten Körperkontrolle nach bereits erfolgtem Betreten des Stadiongeländes gingen die verantwortlichen Ordnungshüter bei den mitgebrachten Fanutensilien derart kleinlich vor, sodass man sich echt einige Jahre zurückversetzt fühlte. Für die sich mit steigender Menge auf der nicht gerade weitläufigen Fläche zwischen den Verpflegungsständen sammelnden Menschen war demnach für einige Minuten kein Durchkommen. Als dann die Uhrzeiger der heiligen Anstoßzeit um 15:30 Uhr immer näher kamen und auch das Szenario von Panikausbrüchen fahrlässig in den Bereich des Möglichen gerückt war, eskalierte die unübersichtliche Gemengelage zeitweilig. Wie gut, dass in diesem Teil der Heimstätte des Europacup-Siegers aus dem Vorjahr zu Kampfmaschinen ausgebildetes Security-Personal beschäftigt wird, das nur so darauf wartete, endlich auf die vordersten Leute einzuprügeln. Zweifelsfrei die absolut richtige Praktik, die Präsenz von behelmten Staatsdienern muss schließlich ja auch irgendwo gerechtfertigt werden. Ironie beiseite: Eine derartige Vorgehensweise ist schlichtweg nicht hinnehmbar und man stellt sich einmal mehr die Frage nach der Sinnhaftigkeit des bundesweit einmaligen Phänomens einer zweiten Einlasskontrolle, die einer Schikane gleichkommt. Einfach traurig und eigentlich auch sehr schade, gehört der Gästesektor zu Frankfurt für meinen Geschmack ansonsten doch zu den Besseren des Landes.

Glücklicherweise und fast schon an ein Wunder grenzend wurden in diesem Chaos keine schlimmeren Verletzungen davon getragen und der Fokus konnte bzw. musste zwangsläufig schnell wieder auf das gerichtet werden, wofür man angereist war. Gerade vollzählig im Block angekommen, standen auch schon die Kapitäne zur Platzwahl am Mittelkreis bereit. Was den Support betrifft, so wurde dann von Beginn an ein ordentliches Level erreicht, da auch viele SC-Fans auf den Sitzplätzen, wie zuletzt häufiger bei Auswärtsspielen, die Gesänge lautstark mittrugen. Auf dem Rasen hingegen neutralisierten sich anfangs beide Mannschaften über weite Strecken und die Anzahl an mitreißenden Szenen blieb überschaubar. Kurz vor dem Seitenwechsel durfte dann aber auf rot-weißer Seite gejubelt werden. Grifo blieb mit seinem 15. Saisontreffer nicht nur den Anführern der Torjägerliste dicht auf den Fersen, die Live-Tabelle zur Halbzeitpause ließ auch den Sport-Club mit der Führung im Rücken vom vierten Tabellenplatz grüßen, da es in Berlin-Köpenick noch 0:0 stand.

Auch im zweiten Abschnitt konnten unsere Jungs mit einer guten Ordnung in der eigenen Hälfte die Gastgeber in Schach halten – zunächst. Durch die Zwischenstände auf den anderen Plätzen bot sich nämlich plötzlich den Hessen die Chance, mit einem Dreier das internationale Geschäft über die Ligaplatzierung zu erreichen, wodurch diese hiervon angetrieben zunehmend spielfreudiger und gefährlicher wurden. Dem SCF gelang es nicht mehr in letzter Konsequenz dem Gegner die Stirn zu bieten und es war zu spüren, dass es mit dem Königsklassen-Platz etwas zu verlieren gab. Nach gut 35 Minuten hoffen erübrigte sich dann in der Schlussphase die Champions League von selbst: Der Unioner Führungstreffer blinkte vom Anzeigewürfel entgegen, was natürlich im ersten Moment ein Tiefschlag war. Weshalb dann aber nur Sekunden darauf bei der nächsten Ergebnisdienst-Meldung ein Torerfolg des 1.FC Köln im Heimspiel gegen Bayern München, was aus Freiburger Sicht irrelevanter nicht hätte sein können, derart frenetisch von weiten Teilen des Gästeblocks zelebriert wurde, als hätten die Werderaner prompt an der Alten Försterei zurückgeschlagen, wird sich mir wohl nie erschließen. Jedenfalls glückte den Adlern wenig später der sich bereits abgezeichnete Ausgleich, wodurch die letzten Minuten der Partie gewaltig an Fahrt aufnahmen. Denn auch die SC-Offensive wirkte nun nochmals am Treiben auf dem Grün mit, das bessere Ende war jedoch der Gegenseite mit dem 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit vergönnt. Schade, aber bleibt festzuhalten, dass Eintracht Frankfurt sicherlich die größere deutsche Bereicherung für die Conference League als der VFL Wolfsburg ist und natürlich auch anzuerkennen, dass sich Union Berlin mit einer herausragenden Saison die Teilnahme an der Champions League absolut verdient hat.

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Aber auch die Delegation des Sport-Clubs durfte sich trotz der Niederlage im 47. Pflichtspiel vom mitgereisten Anhang sowohl per Dankesspruchband als auch mit ausgelassenen Europapokalgesängen gebührend feiern lassen. Zurück im Bus war es dann auch egal ob Kelch oder Kanister, sämtliche Gefäße wurden auf unseren Herzensclub und eine Spielzeit für die Geschichtsbücher erhoben. Feucht fröhlich und mit einer Vielzahl von gesanglichen Schätzen steuerte man Südbaden entgegen – Always look on the bright side of life! Die hell erleuchtete Seite ließ uns in diesem Jahr Zeugen von 17 Siegen, 8 Unentschieden, 9 Niederlagen und folglich einer Rekordpunktzahl von 59 Zählern werden, die unseren SCF bereits in wenigen Monaten zum zweiten Mal hintereinander auf neue europäische Abenteuer schicken wird. Bis dahin gilt es Kraft zu tanken und anschließend wieder neu anzugreifen.

Danke für Alles, oh wundervoller Sport-Club Freiburg e.V. – Gemeinsam nur nach vorne, nie zurück!

Daten & Fakten

Wettbewerb: Bundesliga, 34. Spieltag (27.05.2023)
Begegnung: Eintracht Frankfurt AGSport-Club Freiburg e.V. (2:1)
Zuschauerzahl: 50.500 Zuschauer, davon Ca. 5.000 Freiburger