So schön die Exkursionen auf internationaler Ebene auch sind, so müssen für diese nicht wenig zeitliche Ressourcen und natürlich auch entsprechend finanzielle Mittel entbehrt werden. Spätestens bei einem Ausflug ans Kaspische Meer bekam dies manches Urlaubskonto und Portemonnaie eines Sport-Club Fans zu spüren. Dass die Abende in der Europa League aber auch dem Nervenkostüm alles abverlangen, war dann doch eine neue Erfahrung.

In einem denkwürdigen Fight rangen unsere Kicker den französischen Vizemeister aus Lens nach Verlängerung nieder und werden die Ihnen Wohlgesinnten mindestens ein weiteres Mal in 2024 tiefer in die Taschen greifen lassen. Doch die kräftezehrenden Anstrengungen sind zu Jahresbeginn auch auf andere Umstände zurückzuführen. Regelmäßig rennt der SCF schon im ersten Abschnitt Rückständen hinterher und hat Ende Februar sogar die Defensive mit den meisten Gegentreffern der Rückrunde vorzuweisen. Mit dieser Bilanz im Gepäck und den 120 Europapokalminuten in den Knochen wollte man mal lieber keine Prognose abgeben, als sich die Mietwagen um die Mittagszeit gen Augsburg in Bewegung setzten. Ein Kontrahent, dessen Tabellenplatzierung im Vorfeld der Partie analog der Vorfreude auf den Aufenthalt in einer tristen Schüssel an der Peripherie im unteren Mittelfeld zu verorten war. Die undankbare Anstoßzeit von 19:30 Uhr tat hierbei ihr Übriges. Entsprechend war ich doch sehr über den solide gefüllten Gästeblock erstaunt, als dieser ca. eine Stunde vor Spielbeginn von Seiten der aktiven Gruppen betreten wurde. Insgesamt gut 1.400 Mitgereiste hatten sich die Tour in die Fuggerstadt zum Sonntagabend-Programm gemacht und durften nach 20 Minuten zur Abwechslung tatsächlich mal wieder über eine SC-Führung und nicht einen Ausgleichstreffer jubeln. Grifo war im Strafraum zu Fall gekommen und behielt daraufhin zuverlässig aus elf Metern die Nerven. Das war dann aber auch schon alles, was die Freiburger Offensive zu bieten haben sollte. Fortan ging es nur noch in die Gegenrichtung, sodass einen bereits in der Halbzeitpause die Vorahnung beschlich, dass sich das Bild auf der Anzeigetafel früher oder später zuungunsten des Sport-Clubs wandeln könnte. Und so kam, was kommen musste. Nachdem die Hausherren Mitte des zweiten Durchgangs folgerichtig auf 1:1 stellten, musste Atubolu kurze Zeit später auch noch ein weiteres Mal hinter sich greifen. Dem konnten unsere von der Doppelbelastung gezeichneten Jungs in der Schlussphase nichts mehr entgegensetzen, wodurch auch das dritte Rückrundenspiel in der Fremde mit einer Niederlage endete.

Die Floskel „stark angefangen, stark nachgelassen“ konnte als Fazit für den Verlauf der Angelegenheit auf dem Rasen herhalten, eignete sich aber auch mit Ausnahme weniger Ausreißer als Leistungsbeurteilung für den Auftritt des Gästeanhangs, welcher ansonsten noch mit über die 90 Minuten verteilt vereinzelt angerissener Fackeln auf sich aufmerksam machte. Vielleicht waren auch hier die Akkus nach dem zurückliegenden Donnerstag schlichtweg noch nicht voll genug, sodass der entscheidende Impuls in Richtung Spielfeld ausblieb. Um vor dem Startschuss zur neuen Woche den Bedarf an Energie bestmöglich zu decken, ging es zügig zu den Reisemobilen zurück und über Bodensee und Höllental auf den Heimweg. Frische Kräfte werden im bevorstehenden Frühling wieder einmal gefragt sein – in der Liga wie im Europapokal!

Daten & Fakten:

Begegnung: FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA – Sport-Club Freiburg e.V. 2:1 (0:1)
Wettbewerb: Bundesliga – 23. Spieltag
Wann und Wo: Sonntag, 25. Februar 2024, Schwabenstadion Augsburg
Zuschauerzahl: 28.894, davon etwa 1.400 SC-Fans
Den Greif auf der Brust trugen: Atubolu – Kübler (37. Ginter), Höfler, Gulde – Doan, Eggestein, Röhl (76. Sildillia), Günter (66. Makengo) – Höler, Gregoritsch (66. Sallai), Grifo
Tore: 0:1 Grifo (19, Foulelfmeter), 1:1 Uduokhai (72.), 2:1 Engels (81.)