Da hatte man die lange Reise in die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins gerade verdaut, so ging es zwei Tage später auch schon weiter zum bayerischen Starensemble aus München. Das letzte Mal, dass der Sport-Club dort einen Zähler entführen konnte, liegt bereits gute zwei Jahrzehnte zurück und auch dieses Mal hielten sich die sportlichen Erwartungen eher in Grenzen. Hinzu kommt der unliebsame Aufenthalt in der Münchner Arena, die praktisch ein Paradebeispiel für die zunehmende Eventisierung des Fußballs darstellt, und der bescheidene Gästeblock, der einen Auftritt beim deutschen Rekordmeister nicht gerade zum beliebtesten Auswärtsspiel macht. Sei’s drum, mit mehr oder weniger Lust und Laune auf dieses Spiel machte man sich also auf den Weg, um dem SCF beizustehen. Bei Kartenspiel und diverser musikalischer Unterhaltung von Berti Bumsbirne bis hin zu „Olé Olé, der FC Gütersloh, der ist für uns ok“ vertrieb man sich die Zeit im Bus und ehe man sich versah, fand man sich auf dem Busparkplatz vor dem Stadion wieder – im Vergleich zu Kiel doch glatt ein Katzensprung.
Die anderen Gruppen hingegen waren nicht ganz so pünktlich wie man selbst, nachdem diese aber schließlich auch eintrudelten, ging es zügig gen Arena. Dort angekommen stellte der eingangs erwähnte Gästeblock mal wieder eine Herausforderung dar. Die Hürde eine Konstruktion für die Zaunfahnen anzufertigen, musste erst einmal bewältigt werden und nahm einige Zeit in Anspruch. Bis schlussendlich alles stand und seinen Platz hatte, dauerte es auch nicht mehr lange bis das Leder auf dem Rasen rollte. Als Protest gegen den DFB regneten zum Einlaufen der Mannschaften “Geldscheine“ aus dem Gästeblock herab. Von Seiten der Münchner Fanszene blieb eine derartige Aktion hingegen leider aus.
Auf dem Grün kontrollierten die Hausherren das Spielgeschehen und versuchten sich immer und immer wieder in unseren Strafraum zu kombinieren, jedoch ohne dabei wirklich gefährlich zu werden. Man selbst konnte offensiv zwar kaum für Entlastung sorgen und dennoch hielten die im scheußlich blauen Ausweichtrikot gekleideten Herren im Rahmen ihrer Möglichkeiten wacker dagegen. So ging es torlos in die Pause und nicht wenige der mitgereisten SC-Anhänger spürten: Hier kann man heute etwas mitnehmen.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs nahm die Partie nun doch etwas Fahrt auf. Unsere Jungs erwischten nach dem Seitenwechsel den besseren Start und präsentierten sich deutlich mutiger. Insofern kam es auch nicht von ungefähr, dass uns Tim Kleindienst in der 54. Minute in Front brachte, wenn da nur nicht der Linienrichter gewesen wäre, der eine Abseitsstellung erkannte. Es blieb also vorerst beim 0:0 und so wie man unseren Sport-Club kennt muss man im Nachhinein wahrscheinlich sogar dankbar darüber sein. Wenig später herrschte erneut Aufregung: Die Videogestalt aus dem Kinokeller Köln mochte ein Handspiel im Freiburger Strafraum erkannt haben! Der Unparteiische blieb jedoch bei seiner Entscheidung und entschied zu Recht nicht auf Strafstoß, während im Stadion ein lautstarker “Scheiß DFB“ Wechselgesang zwischen beiden Fanlagern ertönte. Ansonsten bot sich ein ähnliches Bild wie in Abschnitt eins. Der 28-malige deutsche Meister war trotz aller Bemühungen nicht in der Lage sich zwingende Torchancen zu erspielen und wenn doch, konnte man sich in der Regel auf A. Schwolow verlassen. Das Spiel plätscherte vor sich hin und die Minuten vergingen. So langsam aber sicher stieg der Glaube an den möglichen Punktgewinn, doch etwa 10 Minuten vor dem Ende musste man doch noch einen Rückschlag hinnehmen. Gnabry erhielt von unserem Defensivverbund nur Begleitschutz und konnte die Kugel im kurzen Eck unseres Gehäuses unterbringen. Die Enttäuschung war groß und es machte allen Anschein als wäre dies der Schlusspunkt der Partie gewesen. Tatsächlich allerdings konnte der Sport-Club in der 89. Minute zurückschlagen. Nach einer scharfen Hereingabe von Günter, nutzte Höler eine Unaufmerksamkeit der bayerischen Innenverteidigung aus und konnte zum Ausgleich einschieben. Die Freude im Gästeblock war grenzenlos und nachdem auch die etwas unverhältnismäßigen fünf Minuten Nachspielzeit überstanden waren, durfte man tatsächlich das erste Mal seit 1997 wieder einen Punktgewinn in München bejubeln, welcher auf dem Weg vom Stadion zu den Bussen fast schon wie ein Sieg gefeiert wurde. Die gute Stimmung riss im Bus nicht ab und so war es auch kein Problem während einer Essenspause gute 20 Minuten auf sein “Fast-Food“ zu warten, im Gegenteil: Die überforderten Mitarbeiter wurden sogar noch gesanglich unterstützt, was jedoch nicht zur Arbeitsbeschleunigung betrug. Dennoch gilt: „BK-Mitarbeiter sind gut, BK-Mitarbeiter ham‘ Mut. Erst fang‘ sie ganz langsam an, aber dann, aber dann, ohohoho…“. Völlig egal, denn im Bus ging es froh mit Bier und Bacardí weiter, bis man schließlich gegen Mitternacht Freiburg erreichte. Alles in allem eine Partie und eine Fahrt, die man bestimmt noch lange in Erinnerung behalten wird.