Na also, es geht doch! Unser SC darf auswärts auch mal wieder zur besten Fußballzeit am Samstagnachmittag um halb vier ran. Bei der langen Anreise, die man für das Spiel im hohen Norden zu bewältigen hatte, ist das eigentlich das Mindeste. Die Betonung liegt auf ‚eigentlich‘. Verhältnismäßig sehr früh brach man um Mitternacht in Freiburg auf und während anfangs noch munter geplaudert wurde und erste alkoholische Flüssigkeiten die Kehle runterflossen, haute man sich doch nach und nach auf’s Ohr, um Kraft für den anstehenden Tag zu sammeln. So wurde die meiste Zeit der Hinfahrt also im Reich der Träume verbracht. Der Bus hingegen rollte immer weiter zügig Richtung Bremen und bekam es am frühen Morgen, man glaubt es kaum, sogar mit dichtem Schneefall auf Höhe Osnabrück zu tun. Letztendlich wurde Bremen dennoch gegen 9 Uhr morgens erreicht und so war es kein Problem, die vorgegebene Ruhezeit des Busses aufgrund der Lenkzeiten einzuhalten. Das Problem war nun eher, wie man die Zeit bis zur Stadionöffnung überbrücken sollte. Der Großteil der Gruppe verbrachte die meiste Zeit im Bus und verzehrte das Flüssigbrot. Warum auch nicht? Der Geldbeutel wurde geschont und außerdem ist die Kulisse am Osterdeich nicht die schlechteste. Zwischendurch hatten zwei Sportskanonen unserer Crew die Schnauze voll und zogen es vor mit einem selbst mitgebrachten Leder auf einer Grünfläche nahe dem Weserstadion ein bisschen zu zaubern. Als wenig später der SC-Bus vorbeifuhr, zeigte man den Jungs wie sie die bevorstehende Partie anzugehen hatten – nicht. Nichtsdestotrotz konnte man sich ein wenig die Zeit vertreiben. Bänderrisse wurden nicht festgestellt.
Wie bereits erwähnt, entwickelte sich der Bus mittlerweile zur mobilen Kneipe und während man Bier um Bier zu sich nahm, konnte man zusehen, wie sich draußen Sonnenschein und Hagel quasi im Halbstundentakt abwechselten. Dazu gab es zum Bus gelieferte Pizza. Gibt es ja auch nicht gerade jeden Tag. – Gut ok, hört sich doch irgendwie bescheiden an und es gibt höchstwahrscheinlich bessere Optionen, aber joa… äh … gab auch schon dümmere Ideen. So wurde noch gequatscht und gelacht bis dann das Wesentliche wieder in den Fokus rückte. Denn nachdem der Stundenzeiger zum fünften Mal eine volle Umdrehung hinter sich hatte, öffneten sich die Stadiontore, welche man etwa eine Stunde vor Spielbeginn passierte. Früher noch als absoluter Angstgegner gefürchtet, entwickelten sich die Duelle mit den Grün-Weißen mittlerweile oftmals zu offenen Duellen. Auch auswärts im Weserstadion verlor man seit fünf Besuchen in Folge kein Bundesligaspiel mehr und man merkte unseren Kickern an, dass sie dem auch ein sechstes folgen lassen wollten. Abwartend und auf die eigenen Chancen lauernd, agierte der SCF über weite Strecken nicht wesentlich schlechter als die Hausherren. Einzig und allein offensiv stellte man sich des Öfteren nicht clever genug an. Dadurch sprangen auf dämliche Art und Weise lediglich zwei Abseitstore heraus. Nach dem Seitenwechsel war unser Team phasenweise sogar feldüberlegen, ein möglicher Führungstreffer wurde jedoch abermals verpasst. So war es das Team, das bis dato in jedem Saisonspiel getroffen hatte, welches es in zweierlei Hinsicht besser als der Sport-Club machte. Zum einen wurde die Kugel im Netz untergebracht, zum anderen ist es nicht verboten, auch mal auf die Gegenspieler zu achten und nicht im Abseits zu stehen, wie es Klaassen beim 1:0 unter Beweis stellte. Es war schon eine bittere Pille, die man jetzt in der Schlussphase schlucken musste. Das war auch unserer Elf auf dem Feld anzumerken, bei der man die Verunsicherung spüren konnte. Fußballerisch lief kaum noch was zusammen, beim zweiten Gegentreffer (dem Gegner wurde es denkbar einfach gemacht) darf man aber schon etwas mehr Einsatz an den Tag legen. Das gilt genauso für den Gästesektor und insbesondere für die zahlreichen Fußball-Touris, die sich im Block wiederfanden.
Schließlich liegt ja der Sinn beim Stadionbesuch in der Unterstützung unseres geliebten Vereins und nicht im unverhältnismäßigen Alkoholkonsum! So allerdings konnte man auf den Rängen nicht wirklich einen mitreißenden Support entfachen und leider sprang auch kein Funke auf die Mannschaft über. Jene konnte zwar noch den späten Anschlusstreffer durch Waldschmidt erzielen, musste sich am Ende jedoch knapp geschlagen geben. Eine Punkteteilung mit den Gastgebern wäre sicherlich nicht unverdient gewesen. Doch wie so häufig war man auf fremden Platz einfach nicht ausreichend effizient.
Nachdem man noch etwas mit der vermeidbaren Niederlage haderte, startete die lange Heimreise vom Osterdeich gen Süden. Diese versuchte man sich mit Tratsch und Bier so angenehm wie möglich zu machen, ehe sich allmählich die Strapazen der umfangreichen Tour bemerkbar machten und einigen Leuten die Augen zufielen. Manch einer übte sich in Gesichtsgymnastik, wie eine Gruppe von Kartenspielern mit Schmunzeln beobachtete. Spät in der Nacht war man schließlich von der Weser wieder an die Dreisam heimgekehrt.