Freiburg Fans im Gästeblock in Bremen

Freiburg Fans im Gästeblock in Bremen

Wenn Abenteuer im Europapokal auch weniger erfreuliches an sich haben, dann sind es sicherlich die zahlreichen Sonntagsspiele, die der Kalender am darauffolgenden Wochenende in der Bundesliga vorsieht. Steht dann auch noch ein Einmal-quer-durch-die-Republik-Auswärtstrip an, dann sind die Kicks am letzten Tag der Woche ganz besonders ernüchternd. So geschehen im Zuge der Ansetzung unserer Partie im über 700 Kilometer entfernten Bremen.

In welchen Teil des Kontinents es uns wenige Tage vor dem Duell mit den Grün-Weißen verschlagen hätte, wenn man doch den italienischen Rekordmeister aus Turin im Euroleague-Achtelfinale hätte bezwingen können, wird für immer ein Rätsel bleiben. Dass man im Zuge einer weiteren Reiseplanung aber zusätzlich für den schon in den Startlöchern stehenden Montag hätte frei nehmen können, kann dagegen wohl in den meisten Fällen klar mit Nein beantwortet werden. Nun stand jedoch fest, dass von den verbleibenden Auswärtsterminen keiner mehr werktags im Spielplan vermerkt sein sollte, wodurch es einigen Schlachtenbummlern, darunter auch dem Autor dieser Zeilen, möglich war einen Urlaubstag für den Folgetag zu verbraten und etwas entspannter im ICE Platz zu nehmen. Mit diesem waren auch die anderen Ultragruppen sowie manche weitere Sport-Club-Begeisterte unterwegs und nach einem Umstieg in Mannheim fuhr man pünktlich in den Hauptbahnhof der Hansestadt im kleinsten Bundesland Deutschlands ein. Beim letzten Mal, als man sich mit dem Zug auf den Weg in den hohen Norden begab, kam man im Januar mit 6:0 in Wolfsburg unter die Räder. Ein Ergebnis, das gegen den einstigen Angstgegner aus Bremen in den Zweitausenderjahren fast schon Normalität war. Sorgenfalten machten sich in den Gesichtern der Anwesenden aber nicht breit, als per Fußmarsch der Gästeeingang des Weserstadions angesteuert wurde. Vielmehr erhoffte man sich mit einem Erfolg beim Aufsteiger den Druck auf die Konkurrenz um die Europapokalplätze zu erhöhen, die noch am selben Abend gefordert sein sollte.

In besagtem Stadion angekommen, gab es dann kurz vor Spielbeginn eine schicke Choreografie in der gegenüberliegenden Ostkurve zu bestaunen, mit welcher die Bremer Ultras von L’intessa verde mit Fahnen, Rauch und einem auffallend detailreich kolorierten Banner am Zaun das zehnjährige Gruppenbestehen zelebrierten. Das Intro zum Einlaufen der Mannschaften sollte für längere Zeit das Ansehnlichste des Nachmittages bleiben. Denn sowohl die gastgebende Elf als auch die in schwarz gekleidete SC-Truppe traten zunächst derart fehlerhaft auf, dass sich die Frage aufdrängte, ob denn tatsächlich Eintritt für ein Bundesligaspiel gezahlt wurde und so fielen folgerichtig im ersten Abschnitt keine Treffer. Das sollte sich nur wenige Sekunden nach dem Seitenwechsel ändern, als der Freiburger Defensivverbund gedanklich wohl noch beim Pausentee war und sich bei einem Konter der Hausherren recht simpel düpieren ließ. Doch wie auch beim Pokalspiel in München ging nach dem Rückstand ein Ruck durch unsere Jungs, die nun auch am mehr am Spielgeschehen mitwirkten. Mit einem Doppelschlag binnen fünf Minuten gelang es dann durch Sallai und Höler das Spiel Mitte der zweiten Hälfte zu drehen. Glücklich und vielleicht auch etwas unverdient werden die einen sagen, als Kaltschnäuzigkeit eines Teams, das in diesem Jahr aus eigener Kraft die Champions League erreichen kann, werden es Andere bezeichnen – Fakt ist: Eine enorm hohe Effizienz vor dem gegnerischen Tor sollte abermals einen wichtigen Sieg in über weite Strecken ausgeglichenen 90 Minuten bedeuten. Stimmungstechnisch konnten die rund 1.700 Köpfe vor Ort sicher nicht die maximale Leistung abrufen und doch lieferte man schon schwächere Auftritte im käfigartigen Gästeblock zu Bremen ab.

Fanszene und all die Mitgereisten, denen noch ein längerer Aufenthalt in den Waggons der Deutschen Bahn bevorstand, machten sich alsbald wieder zügig auf den Weg entlang des Weserufers und durch die Stadt in Richtung Abfahrtsort des Zuges gen Breisgau. Dieser wurde erwartungsgemäß so knapp erreicht, dass ausschließlich im Boardbistro für das leibliche Wohl gesorgt werden konnte. Während hier den ersten in der Schlange noch die Bestellungen ausgehändigt werden konnten, gingen mit zunehmender Fahrtdauer allmählich sämtliche Vorräte zuneige und doch einige Nasen leer aus. Ja, manchmal fängt eben doch nur der frühe Vogel den Wurm bzw. das Pilsbier. Doch auch jene, denen die Kulinarik des Eisenbahnunternehmens vorenthalten wurde, sollten nicht hungern müssen. Tatsächlich gelang es Pizza an eine Haltestation in NRW zu ordern, die auch nahezu pünktlich an das entsprechende Gleis geliefert wurde. Die Bedürfnisse waren also, wenn auch mitunter erst etwas verzögert, gestillt und der Last-Minute-Erfolg unserer Damenmannschaft im Pokalhalbfinale gegen das Brausekonstrukt aus Sachsen durfte unterwegs auch noch bejubelt werden. Gratulation, Mädels! Doch aus dem Nichts wieder ein Rückschlag: In Köln dauerte es über eine Stunde bis der Personalwechsel der Zugbegleitung über die Bühne ging, wodurch früh klar war, dass der Anschlusszug in Mannheim ohne uns fahren sollte. Am kurpfälzischen Bahnsteig trudelte jedoch noch ein weiterer ICE ein, welcher einen nach Karlsruhe beförderte, von wo aus ein extra uns zur Verfügung gestellter Fernzug die letzten Meter nach Südbaden düste. Was sich hier wie eine Heimfahrt über ein, zwei Umwege liest, bedeutete in der Realität, dass aus der planmäßigen Ankunftszeit von kurz vor zwei in der Nacht 03:30 Uhr geworden war. Also mal wieder eine ganz normale Tour, wenn man dem SCF auf Schienen hinterherreist. Glücklich konnten sich solche, und somit auch ich, schätzen, die in wenigen Stunden nicht schon wieder Verpflichtungen nachgehen mussten. Auf das die Abwägung hinsichtlich der Entbehrung von Urlaubstagen für Ligaspiele bei neuen bevorstehenden Europa-Ausflügen in der kommenden Saison in die nächste Runde geht.