Sonntagabend, 18:00 Uhr ist wirklich nicht gerade die Zeit, die man als fanfreundlich bezeichnen würde, aber immerhin konnte man dadurch länger an der Matratze lauschen. So trafen sich etwa 600 SC-Anhänger am Freiburger Hauptbahnhof ein, von wo aus sich der Fansprinter gegen halb zwei in Bewegung setzte. Etwa zweieinhalb Stunden später erreichte man Stuttgart-Untertürkheim und machte sich geschlossen auf den Weg in Richtung Stadion. Der Fanmarsch verlief ohne großartige Zwischenfälle und man stimmte sich schon mal für die anstehende Partie ein. So weit, so gut. Doch wenige Meter vor dem Gästeeingang der Arena fand die Wanderung durch die verbotene Stadt ein jähes Ende. Am Ende des circa 100 Meter langen und 6 Meter breiten Korridors, den man vor Erreichen der Drehkreuze noch passieren muss, formierte sich eine Polizeikette und für uns gab es kein Weiterkommen. Ziel dieser Maßnahme soll das Festsetzen sogenannter “Problem-Fans“ gewesen sein. Ein Vorhaben, welches bei einer Menschenmasse im hohen dreistelligen Bereich nahezu unmöglich und völlig schwachsinnig ist. Dass hingegen die Einzelkontrollen eine reine Schikane gegenüber den Fans darstellten, lag völlig auf der Hand, weswegen diese für uns als Gruppe, wie auch für die breite Mehrheit der gekesselten Menge, nicht in Frage kam. In den Medien wurde ausgiebig berichtet und eine Stellungnahme der Fanszene wurde bereits veröffentlicht. Da es sich hierbei um keine Lappalie handelt, scheuen wir uns nicht davor das Thema erneut anzustoßen. Es vergingen Minuten um Minuten und es machte allen Anschein, als würde man unsere Kicker nicht mehr auf dem grünen Rasen zu Gesicht bekommen. Von Seiten der Staatsmacht blieben Info-Durchsagen an die stetig steigende Anzahl an Menschen aus. Vielmehr wurde eine Massenpanik ohne Weiteres in Kauf genommen. Dass es zu dieser nicht kam, ist lediglich dem der Situation entsprechend äußerst besonnenen Verhalten der SC-Fans zu verdanken. Man hatte sich mehr oder weniger schon damit abgefunden, das Spiel zu verpassen, da machte die Bullerei wie aus dem Nichts den Weg frei. Nun gab es an den Drehkreuzen das nächste Problem, denn bis die über 1000 Personen nach und nach das Stadion betreten konnten, verging einige Zeit. So erlebte man den frühen Führungstreffer durch Haberer lediglich über entferntes Geschrei und die Meldung des Handys, was jedoch auch unterhalb der Tribüne lautstark zelebriert wurde. Während der Sport-Club also in Front lag, erschallte von “draußen“ das Lied: “… trotz Bullen und Kommerz, für dich schlägt unser Herz…“. Man wartete bis immer mehr Freiburger den Weg durch die Eingänge passieren konnten und betrat schließlich nach etwa einer halben Stunde den Block. Zunächst war die Stimmung ordentlich, gerade aus einer “Jetzt-erst-recht-Manier“ wurde die Mannschaft nach vorne gepeitscht, was sich nach dem Seitenwechsel allerdings ändern sollte. Es mag den Umständen im Vorfeld der Partie geschuldet gewesen sein, doch unsere Jungs haben mehr als nur durchwachsene Unterstützung verdient, zumal sie ein ordentliches Spiel abgegeben haben. Weitestgehend kontrollierte der SCF sogar die Partie, doch im Laufe der zweiten Hälfte baute man immer mehr ab und ja…

Was soll man noch großartig sagen? Dieser SC treibt einen in den Wahnsinn. Binnen 8 Minuten fing man sich zwei nicht gerade unvermeidbare Gegentore und der bis dato völlig gebrauchte Tag schien auf dem Höhepunkt angekommen zu sein. Scheinbar würde man also wieder einmal eine Pleite im Schwabenländle hinnehmen müssen. Die Stimmung war bereits an einem katastrophalen Punkt angekommen, aber auch von den Spätzlefressern auf der Gegenseite war wenig bis nahezu gar nichts zu hören. Zur Abwechslung hatten wir dann doch tatsächlich mal das Glück auf unserer Seite und konnten, auch wenn man es eigentlich nicht mehr für möglich hielt, durch Niederlechner praktisch in letzter Sekunde den Punkt eintüten. Mit etwas mehr Cleverness wäre sicherlich auch ein Sieg drin gewesen, aber wenn man gerade so der dritten Niederlage in Folge aus dem Weg geht und das Remis den Gegner weiterhin auf Distanz hält, dann will man mal nicht motzen. Einerseits froh über den wichtigen Punktgewinn, andererseits genervt von Spielverlauf und Polizei-Schikane trat man den Fußmarsch zurück zum Bahnhof an und so ging es wieder zurück gen Südbaden. Auf der Fahrt wich langsam auch der letzte Rest schlechter Laune aus den Knochen und bei Bier und abermaliger Wiederholung des Kult-Liedes “Mein letztes Geld geb’ ich für Fußball aus“ wurde noch das Beste aus dem teilweise missratenen Tag gemacht.