Der Besuch beim letztjährigen Vizemeister in der baden-württembergischen Landeshauptstadt durfte in den letzten Jahren schon binnen der ersten drei Spieltage absolviert werden. In dieser Spielzeit allerdings wurde das Duell zwischen dem Sport-Club Freiburg und dem Verein für Bewegungsspiele Stuttgart zum Start der Saison 2024/2025 im Mooswaldstadion bestritten. Der Endstand damals: 3:1 für unseren SCF.
Nachdem ich mich in der Woche vor dem anstehenden Rückspiel noch sehr intensiv mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts anlässlich von Polizeikosten bei Hochrisikospielen beschäftigt habe und der Spieltag daher mit der Gestaltung eines Spruchbandes schon am Abend vorher begann, durfte ich dennoch halbwegs ausgeschlafen den Weg nach Stuttgart auf mich nehmen. Trotz der zuletzt deutlichen Auswärtsabreibungen in Leverkusen und Frankfurt freute man sich auf die Begegnung und neben dem klassischen Gepäck für Auswärtsreisen hatte sich auch die Hoffnung auf ein gutes Ergebnis in die Taschen der Mitfahrenden geschlichen. Auch die ein oder andere Anekdote aus vergangenen Begegnungen mit dem VfB wurde eingepackt und so amüsierte sich ein Teil der Businsassen herzlich über manches Spruchband der Schwaben aus nahezu vergessenen Zeiten. Und so ging es über die A5 sowie die A8 ohne große Vorkommnisse zum Fußball…
…Naja gut, das wäre nicht ganz die Wahrheit, denn schließlich wurden die Busse der aktiven Fanszene per Polizeieskorte durch einen Tunnel bei Leonberg geleitet, in welchem die gesamte Reisegruppe zum Stillstand kam. Dass es aufgrund eines Unfalls in unmittelbarer Nähe fürs Erste kein Weiterkommen gab, zeichnete sich relativ früh ab, weshalb man die Wartezeit bestmöglich überbrückte und den Tunnel im Kollektiv von kahlen, grauen Wänden befreite, indem dieser in weiß-rot geschmückt wurde. Mit fortwährender Dauer drängte sich jedoch immer mehr die Frage auf, ob es denn überhaupt noch zum Spielbesuch reichen sollte. Nach einer knapp anderthalbstündigen Sperrung war es der Staatsmacht dann zum Glück mit einer etwas unkonventionellen Umleitung aber doch gelungen, den Stau aus dem Tunnel heraus aufzulösen und somit auch uns den Weg in die Kesselstadt über die örtlichen Bundes- und Landstraßen zu weisen. Allerdings war der eigentliche Zeitplan logischerweise völlig hinüber und bedingt durch die gefühlt eine Ewigkeit andauernde Einlasskontrolle sollte der Anpfiff der Partie dennoch uns und den weiteren Ultragruppen vorenthalten bleiben.
Umso mehr nahm man sich mit Betreten des Gästeblocks um kurz nach halb vier für den Rest des Nachmittages vor, dessen fußballerischer Verlauf jedoch aus auf der Hand liegenden Gründen nicht weiter thematisiert werden soll. Und dennoch: Die Stimmung war stellenweise wirklich ordentlich und der mitgereiste südbadische Anhang konnte im Gegensatz zur schwachen Darbietung der SC-Kicker nicht selten über die erlebten 90 Minuten hinweg eine zufriedenstellende Mitmachquote und Lautstärke vorweisen, was hier positive Erwähnung finden soll. Hervorheben möchte ich zudem zwei Banner, welche in der Cannstatter Kurve präsentiert wurden. Die Schwabensturm Ultras brachten ihre Kritik an dem oben genannten Gerichtsurteil mit einer Karikatur des neuen Präsidenten der USA zum Ausdruck: „We make „Hochrisikospiele“ and let them pay for them!“ war daneben zu lesen. Eine stilistisch gelungene Aktion, wie ich finde. Zudem war später noch ein von allen Stuttgarter Gruppen unterzeichnetes Spruchband zu sehen, welches einem jung verstorbenen Fan aus dem Umfeld der Freiburger Fanszene gedacht war: „Ruhe in Frieden, Leon!“ Zur zweiten Halbzeit zeigten wir dann das eingangs erwähnte Transparent im Gästesektor: „Hardliner am Ziel: Mäurer, Wendt und Co. – Euer Problem ist nicht das Geld, sondern unsere Fankultur!“ soll die Kritik an jene Personen richten, die schon seit vielen Jahren die aktiven Fanszenen kriminalisieren und problematisieren, wie es unter anderem die Deutsche Polizeigewerkschaft praktiziert.
Ansonsten bleibt einem nichts mehr zu sagen. Die Heimreise ging dann doch wieder erwartungsgemäß flott und entspannt vor sich her, sodass sich die ein oder andere Kleingruppe auch nach Ankunft noch in eine der heimischen Kneipen verirren und den Spieltag bei einem Kaltgetränk der Wahl ausklingen lassen konnte.
Daten & Fakten:
Begegnung: VfB Stuttgart 1893 AG – Sport-Club Freiburg e.V. 4:0 (3:0)
Wettbewerb: Bundesliga – 18. Spieltag
Wann und Wo: Samstag, 18. Januar 2025, Neckarstadion Stuttgart
Zuschauerzahl: 60.000, davon etwa 5.000 SC-Fans
Den Greif auf der Brust trugen: Müller – Kübler, Ginter (20. Lienhart), Rosenfelder, Günter (59. Makengo) – Osterhage, Eggestein – Doan, Röhl (76. Höler), Grifo (59. Dinkci) – Adamu (76. Gregoritsch)
Tore: 1:0 Rouault (2.), 2:0 Demirovic (17.), 3:0 Woltemade (45.+5, Foulelfmeter), 4:0 Undav (80.)