Foto des Gästeblocks der Freiburger Fans in Bochum.

Wofür es vor wenigen Jahren ab und an sogar noch den aller letzten Spieltag benötigte, reichen heute gerade einmal 21 Punktspiele. Die Rede ist vom sicheren Klassenverbleib. Klar, in einer Saison, in der ein Triumph auf den nächsten folgt und das Abstiegsgespenst abermals einen großen Bogen um Südbaden macht, war dies nur eine Frage der Zeit und doch kann anhand der hohen Ausbeute an Zählern kurz nach Beginn der Rückrunde einfach nur wieder einmal die mehr als beachtenswerte Entwicklung des Vereins gewürdigt werden. Hut ab, Sport-Club Freiburg!

Dieser kommt nämlich nach und nach auch im neuen Jahr in Tritt. Zwar holte man sich in zwei Gastspielen jeweils eine Klatsche ab, allerdings bugsierte man sich durch die Siege im Mooswaldstadion gegen Augsburg und Stuttgart auch wieder in das aller oberste Tabellenregal. Wenn auch der Erfolg gegen die Schwaben aus der Landeshauptstadt maßgeblich von einem lästigen „Hilfsmittel“ für Schiedsrichter begünstigt wurde, ist bei dem Vergleich zu den Duellen aus der Hinrunde punktemäßig alles in bester Ordnung. Was fehlte, war bis dato noch ein Erfolg auf fremden Liga-Grün. Die nächste Gelegenheit hierfür bot sich beim VFL Bochum. Die Reviertruppe steckt in der oftmals schweren zweiten Saison nach dem Aufstieg mitten im Abstiegskampf, fuhr aber aus den letzten fünf Partien vor heimischer Kulisse jeweils einen Dreier ein. Nach Dortmund durfte man sich also auch bei der nächsten Aufgabe tief im Westen auf ein hartes Stück Arbeit einstellen.

Das Ruhrstadion zu Bochum (wie mittlerweile weit verbreitet verunglimpft auch hier ein Namenssponsoring die traditionelle Bezeichnung der Spielstätte) lässt mit über die Jahre doch etwas heruntergekommenen, dicht am Spielfeld errichteten Rängen und sogar noch richtigen Flutlichtmasten (!) das Herz eines jeden nostalgischen Fußballfans höherschlagen. Für mich definitiv einer der wenigen Termine im Spielplan, dem man doch mit einer zusätzlichen Portion Enthusiasmus entgegensieht. Im Zuge der Reiseplanung ebbte die Vorfreude jedoch zeitweilig ab. Bei der für den bestuhlten Bereich des Gästesektors geltenden Preispolitik war man schlichtweg nicht bereit die verlangten Groschen auf den Tisch zu legen und nahm als eine der wenigen Fanszenen die weitaus schlechteren Gegebenheiten in puncto Anbringung von Zaunfahnen und Sichtverhältnissen bei den als Übergang zwischen Hintertor-Tribüne und Gegengerade ins Eck gequetschten Stehplätzen in Kauf. Wie sich später beim Spiel zeigte, bewog dieser Umstand wohl auch manchen gemütlichen Anhänger zu einem Alternativprogramm. Viele der blauen Sitze sollten an diesem Nachmittag nicht mit roten Gewändern geziert werden.

Von wo auch immer letztlich der Kick verfolgt wurde und auch wenn von dem ein oder anderen Platz nicht allzu viel davon gesehen wurde: Auf dem Rasen trug sich, wie erwartet werden konnte, nicht die ansprechendste fußballerische Kost zu. In einer ereignisarmen Angelegenheit brachten erst Gregoritsch kurz vor, sowie Höler wenige Minuten nach dem Seitenwechsel den SCF dem Auswärtssieg nah und als sich dieser in den Schlussminuten endgültig abzeichnete, ertönte es lautstark: Ein „Nie mehr 2.Liga“, das auch in dieser überaus erfolgreichen Spielzeit mit sehr viel Stolz von der Lippen ging, führt man sich doch eingangs erwähnte Zeiten vor Augen, welche sicherlich auch eines Tages wieder kommen werden. Tatsächlich war dies aber nicht der einzige Gesang, der von Seiten des Gästeanhangs deutlich zu vernehmen war. Mehr geht immer, keine Frage und doch legte man im kompakt gebauten Stehplatzblock eine durchaus ordentliche Performance hin. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass die Heimkurve alles andere als einen guten Tag erwischte und ich diese beim letzten Besuch unter Teilzulassung im November 2021 deutlich besser in Erinnerung behalten hatte.

Mit Zähler 38, 39 und 40 im Gepäck wurde also die Hütte unweit der Bochumer Innenstadt wieder verlassen. Wie festgestellt werden musste, bleibt man zwar auch in dieser nicht nur in Bezug auf den gesponserten Stadionnamen von weiteren Auswüchsen der stetigen Kommerzialisierung unseres Volkssports nicht verschont. Auch dämliche Begleiterscheinungen, wie Halbzeitshows oder akustisch beworbene Spielerauswechslungen gehören hier zu 90 Minuten Fußball dazu und doch bleibe ich dabei: Der altehrwürdige Tempel „anne Castroper“, wie man unter Einheimischen zu sagen pflegt, verfügt einfach über den immer mehr verschwindenden Oldschool-Charme und soll bitte auch in 23/24 ein Kontrast zu den vielen identitätslosen Arenen auf der Bundesliga-Landkarte darstellen. Die Sympathien beim Kampf um den Klassenerhalt sind jedenfalls klar verteilt.

Auf das so früh wie noch nie erreichte Etappenziel ließ man sich das ein oder andere Kaltgetränk auf dem Rückweg schmecken und stimmte sich noch bei einem stark wechselhaften, aber unterhaltsamen Musik-Mix auf kommende Aufgaben ein, die für uns tatsächlich (immer) noch in drei Wettbewerben stattfinden. Träumen mit dem wundervollen Sport-Club aus Freiburg macht einfach nur Spaß und ist gerade mehr denn je erlaubt!