Als Sport-Club Fan ist man es bekanntlich mehr als gewohnt, alle zwei Wochen etliche Kilometer abzuspulen. In dieser Spielzeit gestaltet sich das Ganze dann aber doch etwas entspannter, als es in der Vergangenheit meist der Fall war. Da man weiterhin nicht nach Hamburg oder ein zweites Mal nach Berlin muss, sowie mit Darmstadt und Heidenheim eher Katzensprünge dazugekommen sind, bleiben mit Wolfsburg, den Unionern aus Berlin-Köpenick und dem Gastspiel an der Weser eigentlich “nur” drei der wirklich weiten Ü-600km-Auswärtsspiele übrig.
Keine Gründe also die aktuelle Europapokal-Saison nicht zu komplettieren, zumal das Spiel im schön gelegenen Weserstadion dann doch immer wieder mehr Freude bereitet als anderswo. Obwohl rechtzeitig günstige Bahntickets dafür gesichert waren, machte uns der GDL-Streik ein paar Tage vorher einen Strich durch diese Rechnung. So hieß es in aller Früh also mal wieder ab auf die A5. Überraschend leer ging es auf den Straßen zu, weshalb man mehr als gut vorankam. Am Osterdeich angekommen, gab es in der Eskorte der Bullerei noch eine Führung durch gefühlt das ganze Stadtgebiet, ehe man sich bei fast frühlingshaften Temperaturen zum Stadion aufmachte, in welchem man hoffentlich ein letztes Mal die Stufen nach oben in den Gästeblock unterm Dach stiefeln musste. Dieser füllte sich bis zum Anpfiff dann auch ordentlich und die mitgereisten Freiburgerinnen und Freiburger kratzten an der 2000er-Marke. Nach einer gelungenen Gedenkaktion im Rahmen des „Nie Wieder“ Aktionsspieltags wurden die ersten zwölf Minuten zusammen mit der Bremer Ostkurve geschwiegen, bis der Ordnungsdienst die Schneeschaufeln auspacken musste, um die von der Heimseite im Rahmen der Protestaktion gegen den Investoreneinstieg in der DFL hervorgerufene Spielunterbrechung so kurz wie möglich zu halten.
In der Anfangsphase fiel dann auch bereits die Führung für die Gastgeber durch einen Videobeweis-Elfmeter. Rätselte man anfangs noch, ob die mit der lästigen Überprüfung einhergehende Werbeeinspielung auf der Anzeigetafel vielleicht einfach ein unglückliches Versehen war, stand mit einem weiteren Einsatz des Kölner Kellers im zweiten Durchgang fest, dass den anwesenden Fans der Hinweis auf die Kontrolle seitens der Armleuchter von Video-„Assistenten“ von einem Sponsor präsentiert wird. Mehr als nur dämlich und doch überraschend, vermochte ich mich eigentlich nicht daran zu erinnern, dass das Stadionerlebnis in Bremen davon begleitet wird, dass selbst die belanglosesten Vorfälle in 90 Minuten Fußball wie eine plumpe Abseitsstellung für eine Reklameanzeige missbraucht werden. Immerhin durfte man sich am ebenfalls vom Elfmeterpunkt erzielten Ausgleichstreffer unserer Jungs kurz darauf erfreuen, ohne dass sich die wohl lästigste Anpassung aller Zeiten des Regelwerkes unseres geliebten Volkssports einschalten musste (VAR endlich abschaffen!). Bis dato war man also sowohl spielerisch als auch stimmungstechnisch ganz passabel unterwegs, was man vom weiteren Geschehen auf und neben dem Rasen jedoch nicht wirklich behaupten konnte. Nach Abpfiff musste man mit einer 1:3-Niederlage den Heimweg antreten und auch der Support im abgelegenen Gästesektor war gegen Ende hin nicht so richtig etwas Zählbarem würdig.
Dafür lief die lange Rückreise dann wieder wie geschmiert. Fast pünktlich zu Mitternacht erreichten die Ersten in rekordverdächtiger Zeit die Freiburger Stadtgrenze. So hatte der Bahnstreik fast noch seine guten Seiten. Auf dass erfolgreichere Fahrten in diesem Jahr folgen werden, woran aber auch keine Zweifel bestehen!
Daten & Fakten:
Begegnung: SV Werder Bremen GmbH & Co KG aA – Sport-Club Freiburg e.V. 3:1 (1:1)
Wettbewerb: Bundesliga – 20. Spieltag
Wann und Wo: Samstag, 27. Januar 2024, Weserstadion Bremen
Zuschauerzahl: 41.500, davon etwa 1.800 SC-Fans
Den Greif auf der Brust trugen: Atubolu – Kübler (72. Szalai), Ginter, Sildillia, Makengo (72. Höfler) – Röhl (80. Philipp), Eggestein – Weißhaupt, Höler, Grifo (86. Muslija)
Tore: 1:0 Duksch (10. Foulelfmeter) 1:1 Grifo (28. Foulelfmeter), 2:1 Njinmah (53.), 3:1 Malatini (90+3.)